2018-2020


2020


Arbeitseinsatz an den Skateelemente im Jahr 2020 mit Ausblick auf eine Skatehalle ab 2022/2023

Im Herbst 2019 entstand die Idee die Skateelemente „Telekant“, welche sich auf städtischer Fläche und neben dem Areal der Alten Spitzenfabrik befinden, zu renovieren. Dieser Prozess konnte durch die Schließung des Areals aufgrund von Covid 19 erst nach der Wiedereröffnung im Mai 2020 statt finden. Es wurde von Nutzer*innen der Skateanlage einen Förderantrag in Höhe von 1000€ beim Programm „Perfact“ – Kulturbüro geschrieben. Mit der Bewilligung konnte im Juli mit der Reparatur alter und dem Bau neuer Elemente gestartet werden.

Als erstes wurde die Mini-Ramp auseinander gebaut, was viel Zeit kostete. Dies wurde getan, um die Unterkonstruktion zu begradigen. Die Schieflage führte dazu, dass die Siebdruckplatten sich aufrichteten, wodurch das Befahren der Mini-Ramp gefährlich wurde. Ebenso reparierten wir weitere Elemente wie Quarter, Banks und Pipes. Am 11. September 2020 fand der letzte Arbeitseinsatz statt, sodass sich in den Folgemonaten mit einem Abschlussbericht für das Kulturbüro auseinandergesetzt wurde. Hier ein Video zum Arbeitseinsatz: https://cloud.niposch.ga/s/e5GmmNoe8XGG6di?

Es war auch geplant die Mini-Ramp wieder aufzubauen, allerdings entschieden sich die Nutzer*innen dagegen. Da es leider unklar ist, ob die städtische Skatefläche bestehen bleibt. Die zunehmenden Lärmbeschwerden der Anwohner*innen und die Information, dass die Asphaltierung der Fläche ohne Bauantrag von der Stadt Grimma durchgeführt wurde, lassen dies befürchten.

Um dennoch eine Skatefläche für Jugendliche in und um Grimma als offenes jugendkulturelles Angebot zur Verfügung zu stellen, wird der Ausbau einer Skatehalle angestrebt, welche sich auf dem Areal der Alten Spitzenfabrik befindet. Die finanzielle Auseinandersetzung damit fanden und finden bereits statt. Ein tatsächlicher Ausbau ist voraussichtlich für das Jahr 2022 vorgesehen.


Clubraum Ausbau

Bereits im Februar und März wurde gemeinsam mit den Nutzer*innen der Skateanlage begonnen denVorraum des derzeitigen Clubraums auszuräumen und teilweise mit Mörtel zu verputzen, um einen eigenen Raum auf dem Areal schaffen. Dieser Prozess stagnierte in den Folgemonaten durch die Schließung des Areals aufgrund von Covid 19.

Im Juni wurde sich dieser Sache wieder angenommen, allerdings mit der Idee einen Zugang zum Nebenraum zu schaffen, welcher aktuell die Idee eines Bandproberaums trägt. Es wurde mit einem bereits erfahrenen Jugendlichen eine nicht-tragende Mauer eingerissen. Diese Steine wurden wiederverwendet, um die Tür zum Wohnhaus zu verschließen. Weitere Schritte sind das Verputzen dieser Tür und das Abtragen der Tapete. Dem wird sich je nach Interesse der jungen Menschen wieder gewidmet.


JuLEICa Schulung

Die Juleica Schulung fand vom 17.- 20. August an der Spitzenfabrik statt. Diese wurde vom Kinder- und Jugendring Leipziger Land angeboten und durch geführt. Es nahmen 12 Interessierte teil, welche nun im Besitz einer JugendleiterCard sind. Diese Qualifikation ermöglicht jungen Menschen die Begleitung von Jugendgruppen und Jugendclubs.

Inhalte der Schulung waren:

  • Jugendschutz, Versicherung und Haftung
  • Demokratiebildung
  • Projektentwicklung
  • Beantragung Fördermittel
  • Kinderschutz
  • Medienbildung
  • Auffrischung 1. Hilfe

In Vorbereitung auf die Juleica-Schulung fand am 14. und 15. August ein 1. Hilfe-Kurs an der Spitzenfabrik statt, welcher von der M-A-U-S durch Sarah Schröder angeboten wurde.


Klausurtagung 2020

Aus dem Wunsch Neuinteressierten die Projektinhalte näher zu bringen, entstand die Idee einer Klausurtagung. Vorangegangen mit der Gruppenerkenntnis der “Spitzenjugend”, dass es mehr Menschen und mehr Vielfalt braucht, um die Potenziale des Projekts und das einer Gruppe nutzen zu können. Menschen aus der Kerngruppe stellten das Gesamtprojekt und ihre bisherigen Kleinprojekte der 15 Teilnehmenden vor und blickten gemeinsam auf die bisherige Gruppenstruktur. Daraufhin wurde sich in Kleingruppen mit mögliche Gruppennamen, mit individuellen und kollektiven Interessen auseinandergesetzt. Die Ideen und Zwischenergebnisse wurden festgehalten und sollten zwei Wochen später in einer zweiten Klausurtagung weiter besprochen werden. Dazu kam es aufgrund des zweiten Lockdown‘s und der damit verbundenen Schließung des Areals nicht. Die Gruppe entschied sich mehrheitlich gegen eine Online-Klausurtagung, da unter anderem die Nähe zum Projekt fehlte. Bei einer zweiten Klausurtagung sollen die bisher offenen Themen wieder aufgegriffen werden.

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Gedenkstättenfahrt Auschwitz, Krakau & Birkenau verschoben

In Absprache mit potenziellen Teilnehmerinnen wird vom 13. – 18. November 2020 innerhalb einer Gedenkstättenfahrt eine Besichtigung des Stamm- , und Außenlagers in Auschwitz-Birkenau und eine Besichtigung der Schindler-Fabrik in Krakau statt finden. Die Fahrt wird für 18 interessierte junge Menschen angeboten und wird von drei Teamerinnen und der Sozialarbeiterin des Projekts „Dorf der Jugend“ begleitet. Da unter dem Durchführungszeitraum auch zwei Schultage fallen und es eine Bildungsfahrt ist, besteht die Möglichkeit sich von der/dem jeweiligen/m Klassenlehrer*in frei stellen zu lassen.

Am 11.10.2020 findet von 16-19Uhr an der Alten Spitzenfabrik eine Informationsveranstaltung statt, in welcher organisatorische Angelegenheiten und einführendes Wissen über Vernichtungs- und Arbeitslager besprochen und vermittelt werden. Ebenso dient die Einführung dazu, um sich gegenseitig kennen zu lernen und um generelle Fragen zu klären.

Die Gedenkstättenfahrt wird vom internationalen Bildungs– und Begegnungswerk und somit vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und das Program „Jugend erinnert“ gefördert. Somit begrenzt sich der Teilnehmer*innenbeitrag auf 40€ pro Person.


dm-drogerie markt zeigt jetzt Herz und wir sind mit dabei! / 18.09.2020

Bei der Aktion „Jetzt Herz zeigen!“ von dm-drogerie markt dürfen wir unser Projekt
im dm-Markt in Grimma ( Wurzener Str. 1, 04668 Grimma ) ab dem 17.09. vorstellen. Im Rahmen der Aktion wird es am 28.09. einen nationalen Spendentag geben.

Wir bedanken uns von ganzem Herzem bei der dm- Filiale in Grimma für diese Möglichkeit und die Unterstützung! <3

dm erklärt die Aktion wie folgt:

Menschen, die sich für andere engagieren, sich in ihrem direkten Umfeld einsetzen und dabei Herz zeigen, sind für unsere Gesellschaft unersetzlich und wertvoll. In den vergangenen Wochen ist das soziale und kulturelle Leben in den Gemeinden, im Rahmen von Projekten und in Vereinen gezwungenermaßen fast zum Erliegen gekommen. Durch die Aktion „Jetzt Herz zeigen!“ möchte dm das lokale bürgerschaftliche Engagement unterstützen. Am Montag, den 28. September, fi ndet ein bundesweiter Spendentag statt. dm-drogerie markt spendet 5 Prozent des Tagesumsatzes anteilig an die Partnerprojekte der Aktion „Jetzt Herz zeigen!“. Die Projekte können sich zudem ab dem 17. September in den dm-Märkten individuell vorstellen.

Rund 30 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich. Darüber hinaus gestalten viele weitere Organisationen die Gesellschaft und Gemeinschaft positiv mit. Dies sind nicht nur gemeinnützige Vereine, sondern zum Beispiel auch Kitas, Feuerwehren oder Pflegeheime. Bereits zum vierten Mal würdigt dm-drogerie markt diese HelferHerzen. Seit 2014 wurden bereits rund 6.000 Projekte durch die dm-Sozialinitiative HelferHerzen unterstützt. Mit der Aktion „Jetzt Herz zeigen!“ möchte dm Vereine und Organisationen unterstützen, die sich besonders in den Bereichen Soziales, Kultur und Bildung innerhalb unserer Gesellschaft engagieren.

Sich in der Gesellschaft einzubringen und diese positiv mitzugestalten, gehört zum Selbstverständnis von dm-drogerie markt. Für sein nachhaltiges Engagement erhielt das Unternehmen bereits den Deutschen Nachhaltigkeitspreis und den Deutschen Kulturförderpreis. Wichtigster Baustein des bürgerschaftlichen Engagements sind unterstützende Aktivitäten für regionale und lokale Initiativen im Umfeld der dm-Märkte.


ADW017: Giant Rooks- Rookery / 04.09.2020

Die deutsche Poplandschaft erfreut sich in letzter Zeit an einem Aufschwung junger Künstler*innen, welche allesamt auf ihre eigene Art und Weise dieses Spiel mitspielen wollen. Ein bisschen habe zumindest ich das Gefühl, dass sich bei Künstler*innen wie Faber, AnnenMayKantereit, Pabst, Leoniden und auch Provinz aber oftmals die Geister scheiden. Bei der Platte in dieser Woche könnte es sich jedoch um Musik handeln, die einen großen Teil der Menschen abholt und Gefallen daran finden lässt. Rookery ist das Debütalbum von Giant Rooks. Eine wirklich junge Indieband, die einen vielschichtigen Entwurf von Indie und Pop, wie ihn zumindest in Deutschland grad fast nieman*d präsentiert.

Nach mehreren EPs, welche in den zurückliegenden Jahren erschienen sind, liegt nun der erste Langspieler vor. Zu den bereits veröffentlichten Dingen kann ich mich nicht wirklich äußern, da diese so ein bisschen an mir vorbeigingen. Spätestens seit Veröffentlichung von Watershed als Singleauskopplung konnte ich den Hype auch finally mal nachvollziehen. Neben Heat Up sind die beiden genannten Tracks die, die sich für eine Annäherung anbieten. Beide warten durch bemerkenswert eingängige Hooks auf, die das Hitpotenzial dieser Band einmal mehr unterstreichen.

Es wird bei diesem Album ziemlich schnell klar, dass es von Menschen geschrieben wurde, welche eine musikalische Ausbildung genossen haben. Nicht, dass dies auf irgendeine Art und Weise für irgendwas eine Voraussetzung wäre, aber der sehr hohe Perfektionsgrad dieses Albums fällt auf. Da sitzt nahezu jedes Moment an dem richtigen Platz. Die Arrangements sind stark, die Melodien machen Spaß und das Klangerlebnis in Gänze ist an fast allen Ecken und Enden wirklich gut. Wer gut gemachten Pop oder Indie sucht, wird bei dieser Platte auf jeden Fall fündig. So darf Musik im Jahr 2020 gern viel öfter klingen.

-örl


ADW016: Apache 207- Treppenhaus / 21.08.2020

Regelmäßigkeit in diesem Format aufrechtzuerhalten, fällt grad irgendwie schwer. Das Sommerloch schlägt auch hier zu. Dem sei verziehen. Das wird schon wieder.

Es ist echt heiß und es sind Ferien. Könnte also fast nicht besser sein. Somit wird auch hin und wieder mal in der ein oder anderen Gruppe gemeinsam abgehangen. Treppenhaus hat viele Songs am Start, welche in solchen Situationen die musikalische Untermalung liefern. Apache begleitet viele von uns hier gerade und kann hier also mal erwähnt werden.

Apache ist bekanntlich schon lange Hype, ich selbst bin aber echt spät auf diesen Zug aufgesprungen. Habe mich lange gewehrt, wurde nun aber auch mitgerissen. Diese weirde Mischung aus Eurodance/80er Beats und eher klassischem Deutschrap sowie Hooksingsang funktioniert, wenn sich darauf eingelassen wird.

Geschmäcker sind verschieden. Für mich ist Treppenhaus eine klassische 50/50 Angelegenheit. Die Hälfte der Songs taugen mir auf ganzer Linie, mit der anderen Hälfte kann ich echt gar nicht anfangen. Weil aber die Songs, die meinen Geschmack treffen, wirklich auf ganzer Linie überzeugen können- mich zumindest- sind sie positiv zu würdigen.

Egal ob melancholisch verträumt im Boot motiviert unterwegs zu sein. Apache hat ein Händchen für Ohrwürmer und Eingängigkeit. Treppenhaus präsentiert einen neuen Entwurf dafür, wie deutscher Rap in 2020 und in Zukunft auch klingen kann. Dieser ist ungewöhnlich, funktioniert aber unglaublich gut.

Bläulich und Matrix sind für mich die Oberhits dieser Platte. Wahrscheinlich trifft Bläulich mit seinen trappigen Anlehnungen den Zahn der Zeit und fängt eine Stimmung ein, mit der Menschen gerade sehr viel anfangen können. Matrix hingegen zeigt ebenso die lyrischen Glanztaten, die Apache vollbringen kann. Das geht schon fast unter die Haut.

An Apache 207 kommt man* dieser Tage nicht vorbei. Zurecht.

-örl


ADW015: Gab de la Vega- Beyond Space and Time / 07.08.2020

Der Anfang

Müsste ich zurück denken, wann ich das erste Mal mit der Subkultur des Punk oder Hardcore Punk konfrontiert wurde, muss ich unweigerlich an einen Abend vor mittlerweile sieben Jahren zurückdenken. Ende Oktober 2013 besuchte ich eines meiner ersten Konzerte im Jugendhaus Come In zu Grimma. Drei Bands spielten damals. Angstbreaker, damals noch in alter Besetzung, Tiger Magic und The Smashrooms. Damals für mich unerklärlich, wieso es eine Band aus Italien nach Grimma verschlägt, hat mich dieser Abend merklich beeinflusst. Legte er doch den Grundstein dafür, dass ich von solchen Abenden viel mehr wollte. Mehr Konzerte besuchen, mehr Musik entdecken, mehr Subkultur erleben.

Der vergangene Samstag

Gab de la Vega, der damals bei den Smashrooms gesungen hat, war vergangenen Samstag wieder einmal Gast in Grimma. Leider konnte ich selbst diesem Konzert nicht beiwohnen, hat es mich doch aber dazu bewegt, mich nach langer Zeit mal wieder mit dieser Blase rund um ex-Smashrooms zu befassen.

Ich habe mir sagen lassen, dass das Konzert und der gesamte letzte Samstag wohl ein voller Erfolg war und vielen Menschen einen tollen Tag bereitet hat. Das Wetter hatte gestimmt, das Essen war lecker, die Menschen waren gut drauf und die Musik hat gepasst. So stellt man* sich ein gutes Konzert vor. Gern mehr davon!

Die Platte

War die Wildfire LP von den Smashrooms noch klassicher Hardcore Punk (mit Betonung auf Punk- absolute Empfehlung!) und die bisherigen Soloveröffentlichungen von Gab noch eher Singer- Songwriter- Stuff, gibt es auf Beyond Space And Time noch eine ganz andere Seite zu entdecken. Neue Solostücke aber in ein komplettes Bandarrangement gehüllt. Das hat dann viel von Rock, von Pop, von Indie mit der gewissen DIY Punk Note versehen. Ich habe nicht schlecht geguckt, als ich die ersten Sekunden der Platte hörte und musste mich auch ein bisschen dran gewöhnen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Doch lässt man* sich hierauf ein, eröffnet sich eine klug geschriebene und arrangierte Platte voller gefühlvoller Momente und Ohrwurmhooks.

Auch in diesem Bandkontext präsentieren sich Gabs Solosongs in einem Gewand, welches man* vielleicht so nicht erwartet, sich ein Reinhören aber voll und ganz lohnt.

-örl


ADW014: Aktion X- Freiheit / 24.07.2020

Es sind Parallelen zu einem der letzten Alben bei der dieswöchigen Ausgabe erkennbar. Wieder handelt es sich um eine Band, die auf ihre eigene Art und Weise mit Grimma und dem Porjekt “Dorf der Jugend” verbunden ist und wieder ist es eine Band, die ihre Version des Punks akustisch darbietet. Jedoch gibt es in dieser Woche eine schon ältere Scheibe zu begutachten, welche wahrscheinlich bei einigen Menschen bis dato unter dem Radar läuft.

Wird man* innerhalb der Grimmaer Punkszene groß, welche ziemlich klein ist zugegebenermaßen, kommt man* relativ schnell mit Aktion X in Kontakt. Ich glaube die Feuer.Wasser.Sturm CD von 2009 war einer der ersten CDs, die ich jemals besaß und auch eine der ersten einer DIY- Punkband.

Der Begriff des Akustikpunks verrät schon ziemlich eindeutig, wohin die Reise geht, wenn man* diese Platte auflegt. Es ist Punk, aber ohne elektronische Instrument. Eine raue Stimme, Akustikgitarre, Akustikbass und Schlagzeug. Und das, was Aktion X spielen ist auch genau das, was erwartet werden kann. Weiterhin ist “Freiheit” wahrscheinlich das rougheste, was ich jemals mit einer rein akustischen Instrumentierung gehört habe.

Es ist schade, dass sich die Platte leider nirgends im WorldWideWeb in kompletter Ausführung finden lässt, denn somit ist man* auf die Vinyl angewiesen. Ich bin mir aber sicher, dass sich im Umfeld des Dorfes der Jugend eine Ausführung davon finden lässt oder natürlich im Onlineshop von Leipzig’s finest punklabel SM Musik. Die Bandcamppage der Band gibt jedoch einen kleinen Einblick, was Aktion X so wollen und zu sagen haben.

Ich muss zugeben, dass ich diesen Beitrag zu einem Großteil aus Nostalgiegründen verfasse. Lange hatte ich mit dieser Platte nichts mehr zu tun, aber als ich sie in einer der letzten Versteigerungen von SM Musik sah, musste ich mal wieder daran denken und sie auch wieder auflegen. Und auch heute ist “Freiheit” immernoch eine unfassbar gute Platte, die nicht nur in nachdenklichen Momenten funktioniert.

-örl


„Es fällt mir gar nichts ein, was ich hier sehe oder erlebe. […] Wir sind wirklich in der Dunkelheit hier, aber keiner sieht das.“ (Suliman, 2020) / 14.07.2020

Diese Sätze schrieb Suliman (19 Jahre) im März 2020, als Unterstützerinnen vom Dorf der Jugend in Grimma ihn über die Situation in der Gemeinschaftsunterkunft, in der er aktuell untergebracht wird, befragten. Daran angelehnt ruft nun auch die Initiative „Wannwennnichtjetzt“ dazu auf, Sammelunterkünfte aufzulösen und sich gemeinsam am Freitag, den 17.07.2020 auf dem Marktplatz in Grimma mit der Thematik auseinanderzusetzen.

Während die Abwehrmaßnahmen in Europa gegen Schutzsuchende stetig verschärfen werden, sind es auch die Lebensbedingungen der Menschen, die in deutschen Sammelunterkünften untergebracht sind, die menschenrechtlich problematisch sind. In der öffentlichen Debatte erfährt die Thematik wenig Aufmerksamkeit. Zum Einen durch die räumliche Abgeschiedenheit und Isolation von Sammelunterkünften, die meist fernab des Stadtkerns in Gewerbegebieten o.ä. liegen. Zum Anderen, da die sogenannte Willkommenskultur von 2015, mit Begrüßungskomitees an Bahnhöfen, verebbten, bzw. mancherorts nie vorhanden war.

In der COVID-19 Pandemie findet sowohl die Kritik an der akuten Situation, dass Hygienemaßnahmen, Abstandregelungen etc. in Sammelunterkünften nicht eingehalten werden können oder dass zumindest Angehörige der Risikogruppen nicht evakuiert werden, Gehör, als auch die generelle Kritik an der Unterbringungssituation von geflüchteten Menschen. „Unabhängig von Hygienevorgaben in Zeiten von COVID-19, ist es nicht hinnehmbar, dass Menschen in Einrichtungen leben müssen, die über zu wenig Sanitäranlagen verfügen, es an Toilettenpapier und Seife fehlt und nur an bestimmten Tagen geduscht werden darf“, sagt Sarah, Sprecherin von „#Wannwennnichtjetzt Grimma“.

Dies ist jedoch die Situation, in denen Menschen oft über Jahre hinweg untergebracht werden, statt ihr Recht auf angemessenes Wohnen in einem „Zuhause“ gewährt zu bekommen, wie Menschenrechtsorganisationen und Flüchtlingsverbände seit Jahren fordern. „Während ich den März in meinem gemütlichen Zuhause mit einer guten Internetverbindung verbrachte, waren die Bewohnerinnen der Sammelunterkünfte in und um Grimma am Verzweifeln“, so Sarah weiter. Die Unterstützerin führt aus, dass es außer einem trostlosen kahlen Gemeinschaftsraum keine Räume für besonders schutzbedürftige Gruppen, wie beispielsweise Kinder, gibt. Es gibt weder ein Spielzimmer für die dort untergebrachte Kinder, noch einen Arbeitsraum für beispielsweise das Erledigen von Hausaufgaben, oder zum Deutschlernen.

Hinzu kommt, so die Unterstützerin, dass es in ländlichen Regionen wir Grimmaoft an solidarischer Zivilbevölkerung, bedarfsorientierten Beratungsstellen und bezahlbaren Bus- und Bahnverbindungen fehlt. Die letzten Monate verdeutlichen nochmals den Handlungsbedarf, so Sarah von Wannwennnichtjetzt: „Die aktuellen Interviews und Gespräche mit Bewohner*innen zeigen erneut deutlich, dass der Zustand nicht länger auszuhalten ist. Wir sind uns alle einig, dass auch unabhängig von der Ausnahmesituation einer Pandemie die Lebensbedingungen angeprangert werden müssen. Die Isolation in Sammelunterkünften mit einhergehender Kontrolle, Stigmatisierung, institutionelle Gewalt und Entwürdigung muss endlich aufhören!“

Um auf diese Zustände aufmerksam zu machen, ruft die Initiative „Wannwennnichtjetzt“ dazu auf, am Freitag, den 17.07.2020 von 11:00 Uhr bis 18:00 auf den Grimmaer Marktplatz zu kommen und sich gemeinsam zu informieren sowie sich in eine kritische Auseinandersetzung zu begeben.

Um gemeinsam zu fordern: „Sammelunterkünfte auflösen – jetzt!“


ADW013: Lingua Nada- Djinn / 03.07.2020

Es ist immernoch Sommer und somit weiterhin die Zeit der Sommeralben. Wahrscheinlich wird es nicht den ganzen Sommer über möglich sein, Alben zu finden, die gefühlstechnisch gut in diese Zeit passen. In der letzten Woche hatte es noch gut geklappt und ein zweiter Versuch wird in dieser Woche gestartet.
Während es in der letzten Woche noch überwiegend drückend heiß war, mischten sich nun hier und da mal eine kühlere Brise und der ein oder andere Regentropfen in das ansonsten fabelhafte Wetter unter. Der Sommer wurde ein bisschen durcheinander gebracht.

Durcheinanderbringen ist wahrscheinlich auch das richtige Stichwort, wenn es um die Musik geht, die auf Djinn von Lingua Nada zu finden ist. Scheinbar wahllos werden hier musikalische Mittel zusammengewürfelt und ergeben ein ziemlich abstraktes Klangbild. Der Knackpunkt ist, dass selbst dieses vermeintlich Wahllose im Kontext etwas so Interessantes und Mitreißendes ergibt, dass es sich bei Djinn um eine der interessantesten deutschen Indieveröffentlichungen der letzten Jahre handelt.

Gekonnt vermischen Lingua Nada alles, was ihnen in die Quere kommt. Hier mal leichte Indieattitüde, im nächsten Moment wieder tobender Alternative Rock. Hinzu kommen dann Sachen, die für einige Menschen ziemlich out of the comfortzone sein dürften. Da ist viel Noise. Viele Samples, viel Krach, viel Elektronisches. Emo lässt sich ebenfalls finden. Es ist ein Durcheinander. Aber so ein Durcheinander, was Lingua Nada so zusammenführen können, dass Songs herauskommen, die auf gesamter Linie überzeugen können.

Djinn ist ungewohnt und etwas, was es in dieser Form sonst selten zu finden gibt. Gleichwohl die Musik im ersten Moment vielleicht nicht unbedingt entspannend anmuten mag, versprüht sie eine ungeahnte Leichtigkeit und ist ideal für das Sommerliche geeignet. Und Leichtigkeit entspannt ungemein.

-örl


ADW012: Pabst- Deuce Ex Machina / 26.06.2020

Der Sommer ist da. Wenn dieser Zustand jedes Jahr wieder eintritt, fange ich manchmal an, mich zu fragen, was denn Musik ist, die zum Sommer passt. Die Suche nach dem Sommeralbum beginnt. Für mich stellte sich heraus, dass die Wahl im Zweifel meist auf frischen und tanzbaren Indiepop fällt. Und im letzten Jahr entdeckte ich dann die Chlorine LP von Pabst. Nach einer kurzen Zeit des Einhörens hatte es 2019 für mich kein anderes Sommeralbum gegeben als dieses. Selbstredend kommt die nachfolgende Scheibe zu Beginn des Sommer heraus und nun spoilere ich: Deuce Ex Machina ist auf einem guten Weg, auch meinen Sommer 2020 musikalisch zu begleiten. Aus diesem Grund mag ich gern in dieser Woche darauf hinweisen, dass Pabst mal wieder ein großes Album veröffentlicht haben.

Für Menschen, für die Pabst Neuland ist, kommt der Sound, den diese Band fährt, wahrscheinlich überraschend. Zumindest innerhalb der deutschen Indie/ Alternative Szene fällt mir keine Band ein, die einen vergleichbaren Klang kreiert. Bands, die ihre Gitarre derartig verzerren und fuzzen sind rar gesät. Pabst klingen eigen und Vergleiche sind für mich schwer zu ziehen. Deshalb ist es wahrscheinlich am einfachsten, sich den ein oder anderen Song anzuhören, um einen Eindruck davon zu bekommen, worum es bei Pabst geht.

“Deuce Ex Machina” ist wieder voll von den Sachen, die mich schon an Chlorine so begeistert hatten. Allen voran die immer wiederkehrenden wirklich wirklich großen Hooks, die in jedem Song vorkommen. Die Songs zünden echt verdammt schnell.
Pabst klingen eigenständig, frisch, verspielt und verbreiten ein positives Grundgefühl. Zumindest bei mir.
Ein Album, was zu jeder Jahreszeit Spaß macht, mich aber im Sommer immer wieder besonders kriegt. Vielleicht habt ihr da ja auch Bock drauf.

-örl


Mit Sternchen und Unterstrich – Wichtigkeit geschlechtergerechter Sprache / 24.06.2020

Polit-Kolumne der Woche
003// „Braucht es dieses Gendern?!“

„Braucht es dieses Gendern?!“
Ja. Um diese Frage zunächst einmal vorweg zu nehmen, lautet meine Antwort darauf definitiv: Ja.

Doch um auch die etwaigen Zyniker und Zweifler unter uns, welche vielleicht der Meinung sind, dass es genderneutrale Sprache nur gäbe, um bestimmten Sonderzeichen wieder einen Sinn zu verleihen, zu überzeugen – hier nun eine kleine Ausführung.

Genderneutrale Sprache, oder auch geschlechtergerechte Sprache ist, würde ein Mancher* behaupten, ein Symbol der neuen Zeit. Im Grunde ist sie ein Zeichen sprachlicher Sensibilität und Aufmerksamkeit, sowohl in gesprochener, als auch geschriebener Sprache. Gekennzeichnet wird sie u.A. durch verschiedene Sonderzeichen wie hier zum Beispiel durch das < * >, aber auch < _ > und < / > sind gängige Symbole, um Mehrgeschlechtlichkeit von Worten, oder viel mehr mit den zu ihnen gehörenden lexikalischen Bedeutungen, aufzuzeigen. Und genau darin steckt der wichtigste Punkt: die lexikalische Bedeutung von Worten. Wir verwenden Worte in verschiedensten Kontexten, um Konstrukte zu erklären, die „wir“ irgendwann mal so genannt haben.

So ist es mit der Zeit geschehen, dass durch bestimmte Stereotypen über Geschlechter, gewisse Annahmen und Verteilungen, besonders auffällig im Bereich der Berufe, aufgetreten sind.

Die Bezeichnung „Polizist“ ist männlich konnotiert, die Bezeichnung „Putzfrau“ weiblich. Wir sagen „man“ muss etwas tun, wenn wir von allen Menschen sprechen sagen wir „jeder“ und nicht jede.

Natürlich ist das Grundproblem von all dem das Patriarchat. Doch da sich in den letzten Jahrhunderten herausstellte, dass es schwerer zu stürzen ist als erwartet, ist geschlechtergerechte Sprache ein guter Versuch der Dekonstruktion solcher Konzepte.

„Aber das klingt doch falsch und ist total umständlich und macht jeden schönen Text kaputt!“

Ich glaube in erster Linie verwechselst du hier „umständlich“ mit „ungewohnt“, und „falsch“ mit „anders“. Natürlich ist es etwas Neues, wenn man* jahrelang eine Sprache erlernt und gesprochen hat, in der es nicht vorgesehen ist statt „Arzt“ Ärzt*innen zu sagen. Selbstverständlich ist es ungewohnt, daran zu denken beide Geschlechter anzusprechen mit Text oder Sprache. Doch ist es das eigentlich wirklich? Ist es nicht eher eine Form der Bequemlichkeit?

Wenn du sagst du denkst sowieso alle Geschlechter mit, warum ist es dann „Quatsch“ dies auch mit Sprache zum Ausdruck zu bringen?

„Außerdem weißt du doch selbst, dass es nicht so gemeint ist, ich kein Sexist bin und das eigentliche Problem ist ja wohl nicht die Sprache, sondern das Handeln!“

Richtig. Es ist nicht das ganze Problem, aber es ist aber ein großer Teil davon. Sprache hat eine immense Wirkung, nicht nur auf betroffene Personen, auch auf die Reproduktion von Denken und Handeln. Wie bei allen anderen Diskriminierungsformen, geht es hier in erster Linie nicht um dich und deine Meinung zu dir selbst, sondern es geht um das, was du gegenüber anderen Menschen zum Ausdruck bringst. Vielleicht ist es dir egal, ob es „Maurer“ oder Maurer*innen heißt. Vielleicht hast du noch nie darüber nachgedacht, dass „man“ und „jemand“ ebenfalls nur ein Geschlecht anspricht, vielleicht ist es dir auch einfach nicht wichtig, vielleicht findest du jetzt ich bin übersensibel
– typisch Frau.

Doch bereits im Kindesalter bekommen wir alle, unabhängig des Geschlechts, diese sprachlichen Konstrukte zu spüren. „Jungs können nicht malen“; „Mädchen können kein Mathe“ sind die typischen Klischees und beginnen bereits lange vor Schuleintritt. Und das auch heute noch, obwohl schon lange bewiesen wurde, dass vor Allem in Mathematik kein Leistungsunterschied zwischen Geschlechtern erkennbar ist, sondern es lediglich am Selbstkonzept der Schüler*innen liegt.

Die Wichtigkeit von geschlechtergerechter Sprache zu verkennen, ist also geradezu gleichzusetzen mit einem Verbot für männlich-gelesene Personen lange Haare zu tragen oder weiblich-gelesenen Menschen zu sagen, sie dürften kein Informatik studieren. Das klingt absurd? Ist es auch.

Geschlechtergerechte Sprache ist Empowerment, es ist Mut, es ist Innovation. Wir müssen nicht nur genderneutral schreiben und sprechen; wir müssen verstehen, dass Geschlechter und ihre Stereotype reine Konstrukte und nicht die Norm sind.

Ein Sternchen ist da erst der Anfang.

-Saerra


ADW011: wonach wir suchen- Laute Pfade, Leise Sohlen / 19.06.2020

Mit “Laute Pfade, Leise Sohlen” liegt mit dem heutigen Tage die erste LP von wonach wir suchen vor. Wer nicht zum ersten Mal etwas von dieser Band hört, wird einige Songs wiedererkennen. Viele der zwölf Songs sind schon länger Teil des Livesets und wurden mitunter auf vorherigen EPs schon veröffentlicht. So wie sie hier aber nun klingen, klangen sie noch nie. Und genau deswegen empfehle ich jedem Menschen, auch denen, die die Band und Songs vielleicht schon kennen, sich “Laute Pfade, Leise Sohlen” zu widmen.

wonach wir suchen sind für das Projekt “Dorf der Jugend” und den Menschen, die Teil davon sind mindestens (alte) Bekannte, aber auch oftmals gute Freunde. Und das nicht erst seit deren Konzert auf dem letztjährigen Crossover Festival. Das Projekt, die Menschen und die Band sind schon seit einer langen Zeit verbandelt. Und wenn gute Freunde ziemlich gute Musik machen und diese auf Platte bringen, sollte schon darauf aufmerksam gemacht werden.

Was vor über zehn Jahren mal als Liedermaching- Duo begann und dann über die Jahre durch Schlagzeug und E-Gitarre ergänzt wurde, ist im Jahr 2020 kein Akustikpunk im eigentlichen Sinne mehr. Dass die Wurzeln der Band innerhalb dieser Musik liegen, ist unverkennbar, findet sich aber nun in einem aufgeräumten, transparenten und vielleicht poppigen Klangbild wieder. Die Songs finden sich in einem Gewand, die deren vollen Glanz entfalten kann.

Es lassen sich auf dem Album drei Ebenen ausmachen. Punkig und vergleichweise roh kommt da zum Beispiel die “Rebellin” daher. Eher indiemäßig verspielt hingegen zeigt sich ein Song wie “lieber lieb” und balladenhaft macht “Künstlerin” ziemlich nachdenklich. Diese drei Ebenen zeichnen das Album aus und werden von wonach wir suchen mit einfallsreichen Arrangements, einem tollen Gespür für Melodien und Rhythmen und der charakteristischen Stimme des Frontsängers dargeboten. Diese erfrischende Mischung und musikalisches Talent machen “Laute Pfade, Leise Sohlen” zu einem spannenden und tollen Album, welches viele Menschen ansprechen dürfte.

Ich nehme mir mal heraus, im Namen des Projektes einen Happy Releaseday zu wünschen. Auf dass ihr noch viel Spaß mit der Platte haben werdet. Wir werden diesen haben, da bin ich sicher. Und kommt mal wieder vorbei. <3

-örl


Wie Verschwörungstheorien und ein Corona Virus zusammenwirken / 15.06.2020

Polit-Kolumne der Woche
002// Aluhüte und die Pandemie

Wir leben in wilden Zeiten.

Als zu Silvester 2019 die Neujahrsvorsätze gepredigt wurden, waren sicher die üblichen Dinge wie: mehr Sport, weniger Stress, gesündere Ernährung und etliche andere Glückskeks-Floskeln dabei. Dass man* selbst Masken nähen lernen möchte, oder lernt mehr Zeit mit sich selbst zu verbringen, davon war vermutlich eher nicht die Rede – geschweige denn von einer weltweiten Virusinfektion, die zu monatelanger Stagnation breiter Bereiche der Gesellschaft führt.

Es gibt zahlreiche Debatten und Theorien zu Covid-19, Forscher*innen arbeiten unentwegt an Heilung und Gegenmitteln, Virologen Podcasts wurden plötzlich zum neuen Chartstürmer. Keine Frage, die Themen und Stimmen zu dieser Pandemie sind facettenreich. Doch eine Facette interessiert nun hier besonders : wie Verschwörungstheorien und ein Corona Virus zusammenwirken.

Ende 2019 brach Covid-19 in Wuhan aus, seit Januar 2020 verteilte es sich schließlich weltweit und auch in Deutschland traten die ersten bestätigten Infektionsfälle auf. Zum jetzigen Stand (12.06.2020// 17 Uhr) wurden weltweit ca. 7.273.958 Fälle bestätigt und es wurden ca. 413.372 Todesfälle gezählt. Seit April diesen Jahres finden in deutschen Städten so genannte „Hygienedemos“ statt, mit teilweise bis zu 30.000 Teilnehmer*innen. Berlin, Stuttgart, Hannover, Leipzig – in vielen Städten regen sich „Bewegungen“ mit sehr skurrilen Namen und noch diffuseren Teilnehmer*innen. „Querdenken 711“ (Stuttgart), „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand (KDW)“ (Berlin), „Wir wachen auf“ (Hannover) und „Bewegung Leipzig“, um nur einige von ihnen zu nennen. Nach eigenen Aussagen seien sie keine Demo, sie gehen spazieren. Klar! Es kann ja schon mal vorkommen, dass sich 3000 Menschen vor dem Berliner Bundestag, rein zufällig natürlich, beim täglichen Abendspaziergang treffen.

Anmaßend wäre natürlich zu behaupten, sie würden ihre bei Telegram organisierten und sogar per Flyer beworbenen Veranstaltungen bei denen sie ihr, auf der Buchmesse als Goodie bekommenes, Grundgesetz spazieren tragen, einfach nur nicht als Demo anmelden, weil dann die 2020 erlassenen Vorschriften zu Großveranstaltungen (u.A. auch Demonstrationen), welche zum Schutze der Bevölkerung dienen und die weitere Ausbreitung von Covid-19 verhindern sollen, geltend gemacht würden und ihre Handlungen schlicht strafbar wären.

Während also der Großteil der Bevölkerung zu Hause blieb, soziale Kontakte einschränkte, Kinder selbst beschulte, kleine Geschäft am Rande ihrer Existenz bangten und fast alle hofften, dass die Infektionsrate nicht weiter ansteigt, spazieren Schwurbler durch Innenstädte, dicht an dicht, ohne Schutzmasken und beschweren sich, dass die Grippe ja schließlich genauso tödlich sei und warum die anderen Menschen denn alles über sich ergehen ließen.

Die in Deutschland recht gering gehaltene Infektionsrate führte schnell zu der Annahme, dass es wohl eine Gemeinheit der Regierungen und Bill Gates sein müsse, ein gut platzierter und frühzeitiger „lockdown“ kam als Lösung selbstverständlich nicht in Frage – das wäre ja auch zu einfach. Vor Allem die über 70 Tausend Genesungen führten zu dem Schluss, dass es wohl doch einfach nur Quatsch sei und auch die (bedauerlicher Weise) ca. 8.853 Todesfälle konnten dem keinen Einhalt gebieten. Um sich gut vor „Corona“ zu schützen hilft die Maske nicht, viel besser ist es seinen Personalausweis in die Mikrowelle zu legen um den Chip zu zerstören mit dem all die scheinbar so interessanten Leben abgehört würden.

Personen des öffentlichen Lebens wie, der für seine veganen Rezepte und Lebensmittel bekannte Koch, Attila Hildmann; der bereits zuvor als Reichsbürger bekannte Sänger Xavier Naidoo; oder auch, der von seiner, durch antisemitische Aussagen, gescheiterten Karriere als Fernseh- und Radiomoderator frustrierte, Ken Jebsen lassen es sich nicht nehmen als Gesichter dieser „Bewegung“ zu fungieren und sie täglich mit Verschwörungstheorien anzufeuern, sowie den öffentlichen Hype ihrer Personen abzugreifen. Es gründet sich sogar eine „Mitmach-Partei“ (in „“ daher, da sie bis heute nicht legitimiert wurde) namens „Widerstand 2020“, welche öffentlich propagierte bereits nach einer Woche über 100 Tausend Mitglieder zu haben, welche das Grundgesetz neu schreiben und die Demokratie umwälzen wöllten. Leider hatten sie die Mitgliederzahlen mit den Besucher*innen ihrer Homepage verwechselt, welche dort automatisch als solche aufgezählt wurden. Bis heute zählen sie ganze 34 Mitglieder, 2 von 3 Gründer*innen sind allerdings bereits wieder ausgetreten – naja, kann ja mal passieren.

Bei all der Polemik darf allerdings nicht vergessen werden, welche Dynamik hinter solchen Auftritten steckt. Politische Auftritte mit einer so großen Offenheit der Thematik, einfach mal gegen alles zu sein, bieten eine super Fläche für rechte Akteur*innen. Es werden Reichskriegsflaggen geschwenkt und bekannte Neonazis mischen sich dort unter die Teilnehmenden. Selbst Parteien wie die AfD sehen „Widerstand 2020“ als Konkurrenz an, da sie, ohne konstruktive Lösungen, keinen Stich in Zeiten einer Pandemie sehen. Bei einem Problem, welches jeden Menschen betrifft, unabhängig von Merkmalen wie Herkunft oder Religion z.B., scheint es wenige Minderheiten zu geben, die sich gut gegeneinander ausspielen lassen.

Und All das, all die Verschwörungstheorien, die antisemitischen Aussagen, die rassistische Hetze, das unsolidarische Verhalten, wäre wohl nicht so gefährlich, wenn man* wüsste was der konstruktivste Umgang damit wäre. Gegenproteste in großer Zahl sind ebenso unsolidarisch wie ihre Spaziergänge, Debatten über Inhalte prallen an Aluhüten ab und alles was nicht in ihre Ideologien passt, wird als naiv, dumm oder einfach falsch angesehen. „Du musst erst noch aufwachen“; „Du wirst das schon noch verstehen irgendwann“, … machen jede Form der Intervention unmöglich. Sie hängen sich Kugeln aus Alufolie an ihre Sachen und nennen es „Querdenker-Bommel“, jede Form der öffentlichen Kritik wird als „vom Staat gekauft“ abgewimmelt, antifaschistische Gegenargumente als Terror propagiert. Alles in diesen Gruppen wird toleriert, um sich bloß nicht „spalten“ zu lassen. Schließlich sind wir ja alle Menschen und deshalb ist es in Ordnung den Holocaust zu leugnen, Angela Merkel als Reptiloidin zu bezeichnen und sich 1933 zurück zu wünschen – außer natürlich du bist nicht ihrer Meinung.

Keine Frage, wir leben gerade in wilden Zeiten, alles ist etwas bizarr und Menschen kommen an ihre Grenzen. Und sicherlich, nicht jede*r Teilnehmer*in bei diesen Veranstaltungen ist rechts, oder möchte diskriminieren. Werte, wie die Inhalte des Grundgesetzes zu schützen und darauf aufmerksam zu machen, dass diese auch in Zeiten einer Pandemie nicht außer Kraft gesetzt werden dürfen, ist gut und wichtig. Allerdings ist dies keine Ausrede für Blindheit, Verschwörungen, diffuse Diskriminierungen oder gar die Relativierung einer tödlichen Infektion. Grundrechte sind unantastbar und sollten trotz dessen stets im Kontext von Gesellschaft gelesen werden. Schön, dich engt die Maske ein und du findest es nervig sie tragen zu müssen, denn es sei ja auch langsam mal wieder gut? – Ja, ich finde es auch nervig, dass du mir ins Gesicht hustest und damit mein Leben und das meiner Mitmenschen gefährdest und somit deutlich stärker in mein Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit eingreifst, als es eine Maske oder ein geschlossenes Autohaus es je könnten.

Aluhüte mögen vielleicht vor eurer Mikrowelle oder den ferngesteuerten Robotern, allgemein als Tauben bekannt, schützen. Für ihre Standfestigkeit sind sie jedoch leider nicht bekannt. Gleiches gilt wohl auch für die Stabilität der Meinungen ihrer Besitzer.

Es bleibt also aufmerksam abzuwarten, welches Geheimnis in den kommenden Tagen über das Schaffen der Reptiloiden noch gelüftet werden wird und stets zu erinnern, diese „Bewegungen“ nicht in ihrer Dynamik zu unterschätzen.

– Saerra

*Ein kleiner Hinweis: Dieser Text bedient sich vieler sarkastischer und polemischer Stilmittel in seinen Aussagen, diese werden von Alufolie mitunter falsch gefiltert.


ADW010: Little Simz- Grey Area / 12.06.2020

Hip- Hop ist ein Genre, welches sich in diesem Format bis jetzt eher weniger vertreten gefunden hat. Nachdem Kendrick Lamar letzte Woche den Anfang gemacht hat, kann einfach eine weitere Hip- Hop Platte hinterhergeschoben werden. So der Gedanke. Und wieso eigentlich nicht.

Der dooropener, der den Zugang zu “Grey Area” einfach gestalten kann, ist wahrscheinlich “Selfish”. Ein Song, der die grobe Richtung des Gesamtwerks im Groben aufzeigt und dessen Hook dollen Ohrwumcharakter hat.

Ich persönlich bin wirklich so gar nicht sattelfest, wenn es um Hip- Hop geht, deswegen halte ich mich mit Gedanken zum “Flow” oder “den Beats” einfach mal zurück.
Was aber auffällt ist diese diverse und mitunter vielschichtige Instrumentierung, die Little Simz Rap untermalt. Während ein Song ein Discofeeling vermittelt, ist der nächste so ruhig und getragen, dass man* die Bedeutungsschwere und Tiefe der Lyrics zu fassen beginnt.

In voller Länge ist das Album hier verfügbar.

-örl


Rassismus entgegentreten – ein Prozess Weißer Reflexion / 08.06.2020

//Politkolumne der Woche
Reflektieren über Rassismus

Seit dem 25. Mai ging ein Aufschrei durch die Medien, erneut wurde in den USA auf offener Straße am helllichten Tage ein Schwarzer Mann von der Polizei um sein Leben gebracht, ohne das er etwas getan hat – einfach auf Grund seiner Hautfarbe. Stimmen werden laut, das Video verbreitet sich. In den Sozialen Netzwerken wird sich klar von Rassismus distanziert, erneut wird eine Debatte angestoßen, die es eigentlich seit Jahrhunderten nicht mehr geben sollen müsste. Es wird Gerechtigkeit gefordert, Hashtags wie #saymyname; #blacklifesmatter; #justiceforgeorgefloyd; #antiracist gehen um die Welt; und Künstler*innen sowie Personen des öffentlichen Lebens legen unter dem Motto #theshowmustbepaused und #blackouttuesday einen Tag lang ihren alltäglichen Content zur Seite, um zu reflektieren. Ganz nebenbei, könnte man* aus europäischer Sicht (wo ich mich befinde) zynisch behaupten, brennen in den USA, vor Allem in Minneapolis, New York und Los Angeles, die Straßen. Menschen liefern sich wilde Schlachten mit Polizei und Nationalgarde, Donald Trump will die „Antifa“ als terroristische Organisation einstufen und bei all der Kritik an den, meiner Meinung nach, generell legitimen Protestformen, die hier zum Ausdruck kommen, beginnt das eigentliche Kernproblem, um das es hier geht, im Hintergrund zu verschwimmen. Ein System, welches generell auf Rassismus fußt, wird durch Kritik an brennenden Mülltonnen verschleiert und in Schutz genommen.

Doch was wird sich wohl verändern, wenn Proteste verboten werden oder verstummen? Muss erst wieder ein Leben in Öffentlichkeit von Staatsdienern genommen werden um darauf aufmerksam zu machen, was alles schief läuft in den Systemen der Welt? Tagtäglich sind Menschen mit nicht-Weißer Hautfarbe von Rassismus im Alltag, von Institutionen und all ihren Weißen Mitmenschen umgeben und davon betroffen – muss erst wieder jemand sterben, damit wir darüber sprechen wie dieses Problem verändert werden kann? Du sitzt jetzt vielleicht zuhause, genau wie ich; und bist betroffen oder empört oder traurig oder sauer, genau wie ich; du fragst dich was du denn tun kannst, wo es doch in den USA zur Sache geht und nicht in Leipzig, genau wie ich vor einigen Tagen. Und hoffentlich beginnt dann bei dir das Gleiche, was auch bei mir (erneut) begann: du fängst an dich zu informieren, du fängst an zuzuhören, du reflektierst dein eigenes Verhalten, genau wie ich.

Ich zähle mich durchaus zu einer Gruppe von gut und umfangreich informierten und vor Allem politisierten jungen Menschen, mit einem Gespür für Ungerechtigkeiten und Diskriminierung. Mir ist klar, dass gewisse Dinge einfach nicht cool sind und als rassistisch tituliert gehören. Doch ich glaube bei einer Umfrage, was Menschen von Sklaverei halten, würden alle antworten : „Nein um Himmels Willen, dass ist menschenunwürdig und darf sich keinesfalls wiederholen“. Wir betrachten uns wohl alle als tolerant und weltoffen und wenn jemand* zu einer unseren Aussagen sagt „Ey, dass war aber schon rassistisch!“ nehmen wir uns raus zu sagen: „so war es doch nicht gemeint“. Wir debattieren über Rassismus, als wären wir selbst davon betroffen – und das, obwohl wir mit unserer zufälligen und doch so immens privilegierten Weißen Hautfarbe überhaupt keine Ahnung haben was das eigentlich bedeutet.

Immer wieder wird gesagt, nur nicht selbst rassistisch zu handeln würde nicht reichen, wir müssten „Anti-Rassistisch“ handeln und denken. Doch wo fängt man* damit eigentlich an? Sätze wie „ich sehe keine Unterschiede in den Menschen“ oder „für mich sind alle Menschen gleich“ finde ich anmaßend, denn sie machen das Problem in keinster Weise besser, sie ignorieren es und nehmen einem die persönliche Verantwortung ab. Die Aktivistin und Autorin von „Exit Racism“, Tupoka Ogette beschreibt diesen Zustand des Seins sehr treffend mit „Happyland“. Wir leben in unserer kleinen, hauptsächlich Weißen, heilen Welt; meinen wir seien tolerant und weltoffen, gehen aber an die Decke wenn uns jemand* unterstellt wir seien dies nicht. Unsere Weißen Privilegien werden von uns durch die „white fragility“, also die Weiße Zerbrechlichkeit, überdeckt. Privilegien wollen beschützt werden, es entsteht Weiße Solidarität und die hauptsächlichste Konsequenz daraus ist, dass die Person ermahnt oder gar eingeschüchtert wird, die unseren Rassismus benennt und kritisiert.

Eigentlich grotesk. Ich glaube an diesem Punkt werden die Meinungen nun stark auseinander gehen. Einige werden mir vielleicht zustimmen, Andere sind empört und wieder Andere hören vielleicht an dieser Stelle auf zu lesen. Doch worauf möchte ich denn damit hinaus?
Nun, es gibt genug Menschen, vor Allem people of color (POC), die dies erleben, benennen, untersucht und analysiert haben. Es gibt nur noch nicht genug, die sich dem annehmen und daraus lernen.

Tupoka Ogette beschreibt in ihrem Buch 5 Stufen von Rassismuserkennung, die dabei helfen können aus Happyland zu entkommen, einen Umgang mit dem eigenen Rassismus zu finden und tatsächlich so zu handeln und zu leben, wie man* bereits von sich denkt es zu tun.

Stufe 1 – die Empörung: Du bist definitiv kein Rassist, Rassismus existiert für dich, und auch im Generellen heutzutage, nicht mehr und bestenfalls sollten dich POC auch regelmäßig darin bekräftigen und dir applaudieren, dass du so toll bist. Außerdem wird Rassismus erst dann zum Problem, wenn man* darüber spricht.

Stufe 2 – die Abwehr: Rassismus scheint doch zu existieren, du wurdest zumindest darauf hingewiesen, dich scheinbar teilweise so zu verhalten, aber am Ende sind nicht-Weiße Personen sowieso viel zu befangen und emotional von ihrer Hautfarbe betroffen, was wissen die schon. Vergessen sollte man* ja auch nicht, wie du des Öfteren mal diskriminiert wurdest und was es sonst noch so Uncooles gibt. Deine Ablehnung von Rassismus muss reichen.

Stufe 3 – die Scham: Langsam ist angekommen, dass es nicht darum geht verschiedene Diskriminierungen gegeneinander auszuspielen und es vor Allem nicht um dich geht in dieser Situation. Du schämst dich dafür, nicht aufmerksam genug für alltäglich rassistische Dinge zu sein, bzw. nicht immer alles mitzubekommen. Vielleicht ist dir auch deine eigene Hautfarbe mitunter etwas unangenehm.

Stufe 4 – die Schuld: Du fühlst dich schuldig, für Momente in denen du blind oder ignorant warst, in denen du rassistisch gehandelt hast, du fühlst dich schuldig dafür Weiß zu sein.

Stufe 5 – die Anerkennung: Rassismus ist echt. Du verstehst, dass du in einer rassistischen Welt aufgewachsen und sozialisiert worden bist. Du kannst das rassistische System erkennen und auch deine eigene Position darin, du hast gecheckt wie Rassismus funktioniert. Du hast verstanden, dass Rassismus die Norm und nicht die Ausnahme darstellt.

Ich bin Teil genau dieser Stufen und dieses Systems. Es ist kein bloßes hinauf laufen, es ist ein stetiges Treppensteigen und immer wieder, wird ein Moment kommen, indem ich eine oder alle Stufen individuell herunter falle und wieder hoch muss. Doch wenn ich das nicht verstehe, und das als Ausrede verwende um mich darauf auszuruhen und in Happyland zu verweilen, dann wird es noch unzählige George Floyds, Mahmud Azhars, Breonna Taylors, Andrzej Fratczaks, … geben.

Rassismus muss als solches System dekonstruiert werden, wir müssen lernen und wir können verändern. Dieses Denken wurde uns in die Wiege gelegt, aber wir können uns aktiv dagegen wehren.

Ich muss zuhören, ich muss lernen, ich muss meine Privilegien erkennen und nutzen und ich muss verstehen, dass ich nie zu 100 % verstehen werde, wie es ist nicht-Weiß zu sein.
Und das habe ich zu respektieren!

– Saerra

Um euch zu informieren, kann ich euch sehr das Buch “Exit Racism” von Tupoka Ogette empfehlen, hier könnt ihr es euch auch anhören.


ADW009: Kendrick Lamar- To Pimp A Butterfly / 05.06.2020

Es fühlt sich falsch an, jetzt so zu tun, als könnte bei der Tagesordnung geblieben werden. Als könnte ich jetzt ganz einfach wieder ein bisschen rumpalavern, was ich grad im musikalischen Kontext ziemlich gut finde.

Als weiße Person ist gerade die Zeit, an der man* selbst einfach mal einen Schritt zurücktreten und den Menschen zuhören sollte, die tagtäglich Erfahrungen mit Rassismus und rassistischer Polizweigewalt machen.
Weiße Menschen mache keine Erfahrungen mit Rassismus und haben keinerlei Vorstellung davon, wie sich diese Erfahrungen anfühlen.
Kendrick Lamar ist ein Künstler, der durch seine Musik einen Einblick in die Realität Schwarzer Menschen geben kann. Hört zu, was er auf “To Pimp A Butterfly zu sagen hat.

Wir als Engagierte im Dorf der Jugend möchten unsere Anteilnahme gegenüber allen Hinterbliebenen aussprechen, die Freund*innen, Verwandte oder Bekannte aufgrund rassistischer Polizeigewalt verloren haben.
Ebenso zeigen wir uns solidarisch mit allen Protestierenden und Protestformen.

Das volle Album könnt ihr euch hier anhören.
Eine beeindruckende Liveperformance zu Songs aus diesem Album könnt ihr euch hier anschauen.

-örl


ABSAGE: Crossover Festival 2020 / 03.06.2020

Hallo ihr Lieben,
nach wochenlangem Abwarten, Diskutieren, Lage checken und Möglichkeiten abwägen sind wir zu dem Entschluss gekommen, das Crossover Festival 2020 abzusagen und somit unsere 15. Auflage auf das Jahr 2021 zu verschieben. Das fällt uns zugegebenermaßen ziemlich schwer, da wir seit November letzten Jahres in der Vorbereitung stecken und das Crossover Festival für jede einzelne Person in der Orga-Crew jährlich DAS Highlight im Kalender ist.
Das Festival war in diesem Jahr für das Wochenende vom 4. und 5. September anberaumt – also nach dem Stichtag vom 31. August, bis zu welchem auch in Sachsen Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besucher_innen untersagt sind, sofern sie nicht zu jenen Veranstaltungen gehören, die von vornherein verboten sind (siehe §§ 4, 5 der Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung vom 12. Mai 2020).
Heißt für uns im Klartext: Wir hätten durchaus versuchen können, das Festival durchzuführen, uns um eine Genehmigung zu bemühen, zu schauen ob und wie wir Auflagen zur Kontaktminimiereung und besondere Hygienebestimmungen gewährleisten können, hoffen, dass die zweite Welle bis mindestens Mitte September ausbleibt und sich an den Verordnungsinhalten nichts ändert (oder diese sogar noch gelockert werden) undundund. Das wollen wir aber nicht.
Wir sehen uns als Veranstalter*innen in der Verantwortung für die Besucher*innen. Wir wollen es uns da keinesfalls zu einfach machen und behaupten, es könne ja jede Person selbstständig entscheiden, ob sie sich dem Risiko eines Festivalbesuchs aussetzen möchte oder nicht. Wir können zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht gewährleisten, die besonderen Hygienebestimmungen für eine Veranstaltung dieser Größe einhalten zu können. Das fängt bei der Reinigung der Becher an, geht über die Waschstraße für die Teller und endet noch lange nicht beim Catering für die Bands und der Reinigung der Dixies.
Für Viren ist so ein Festival der perfekte Ort, um sich zu verbreiten. Viele Leute aus verschiedenen Orten, die sich an einem Platz treffen, dann wieder dahin zurückfahren, wo sie hergekommen sind. Schon möglich, dass sich die Gefahr mit Auflagen wie einer Maskenpflicht oder Mindestabständen eindämmen lassen würde, doch müssen wir uns da die Frage stellen: Wollen wir das? Wollen wir ein Festival bei dem die Gedanken rund um die Pandemie konstant über unseren Köpfen schweben? Seit jeher war es ein Grundgedanke des Crossover Festivals, keine einzige Person an der Teilnahme auszuschließen. Auch nicht jene, die sich einen Besuch unter normalen Umständen nicht hätten leisten können. Wir halten es für unsolidarisch, zum gegenwärtigen Zeitpunkt diesen Grundgedanken zu opfern, da Menschen in Risikogruppen (was eben nicht nur ältere Personen, sondern auch Diabetiker*innen, Asthmatiker*innen, etc. sind) von einer Durchführung des Festivals doppelt betroffen wären: Einerseits, da viele wohl aus gesundheitlichen Gründen auf eine Teilnahme verzichten müssten, andererseits da sich für sie außerhalb des Festivals die Ansteckungsgefahr erhöht. Das gibt uns ein ungutes Gefühl und führt uns dazu, in diesem Jahr auf die Durchführung des Festivals zu verzichten.

Wir wollen kein Festival um des Festivals Willen. Wir wollen ein Festival auf das wir Lust haben, hinter dem wir zu 100 % stehen, das einen Freiraum darstellt und auf dem sich alle Personen so sicher fühlen und eine so gute Zeit haben können, wie es eben möglich ist. Das ist schlichtweg grad nicht drin. Dem allgegenwärtigen Trend zu weniger Vorsicht möchten wir uns nicht anschließen – Eine zweite Welle ist sehr wahrscheinlich und jede Person trägt eine Verantwortung für sich selbst und seine Lieben.

Umso schöner wird dann das Crossover Festival 2021, für das wir bald einen Termin bekanntgeben wollen und dessen Vorbereitung schon bald startet. Bis dahin gilt: Bleibt gesund und kritisch! Solidarity First, Party Second.

Eure Crossover Festival Crew


ADW008: The 1975- Notes On A Conditional Form / 29.05.2020

The 1975 wird innerhalb der Spitzenfabrik- Community irgendwie ein besonderer Status beigemessen. Es ist eine der Bands, die hier in den meisten Playlists nicht fehlen darf. Dies liegt wahrscheinlich nicht zuletzt daran, dass sie auf ihrer ersten Platte ein paar wirklich eingängige Herzschmerzballaden veröffentlichten, welche bis heute oft und gern gehört werden. Auch in Grimma. Mittlerweile steht das vierte Album an. Das ist was echt anderes als die bekannten Tracks vom selbstbetitelten Debut, aber trotzdem mindestens ein Reinhören wert.

Ein sinnvoller Anfang

Greta Thunberg persönlich eröffnet die Platte. Die folgenden fünf Minuten Spoken Word ebnen den Weg für das kommende “People”, dessen Musikvideo ihr obendrüber sehen könnt. Das ist ein Song, den man* in dieser Form am wenigsten von dieser Band erwarten würde. Bestimmt hat dieser auch innerhalb der eingeschworenen Fanszene für einige Verwirrungen gesorgt, aber aus meiner Sicht ist das ein einfach guter Rocksong, welcher ohne zu Zögern und ohne Firlefanz auf den Punkt kommt. Worth to check out auf jeden Fall!

Alles auf einmal

Jetzt, wo das Album begonnen hat und Song zwei vorbei ist, fällt es mir ziemlich schwer, das weitere Album für euch zusammenzufassen. NOACF ist mal wieder wirklich viel Musik und in seiner Gänze für mich noch nicht ganz greifbar. So wie sich die ersten beiden Songs der Platte anhören, klingt kein anderer Song. Ebenso klingt gefühlt kein Song wie ein anderer Song des Albums. Es ist unglaublich, wie viele unterschiedliche Stile diese Band so komprimiert vereinen kann. Und jeder einzelne Stil, somit jeder einzelne Song selbst, bewegt sich auf einem derart hohen musikalischem Niveau, dass man* ganz schnell zu dem Schluss kommen kann, dass The !975 einfach eine Ansammlung großartiger Musiker*innen ist, die mit NOACF wieder mal ein großes Album veröffentlicht haben.

Wenn man* sich nicht entscheiden kann

Müsste ich einen Tipp abgeben, mit welchem Song der Einstieg zu dieser Platte leicht fallen könnte, würde ich wahrscheinlich “If You’re Too Shy” nennen. Mich persönlich hatte der Song tatsächlich ab dem ersten Hören. Wer eine kleine Affinität für den Vibe der Musik der 80er Jahre hat, wird wissen, was ich meine. Auch dieser Song ist wirklich groß, gibt aber auch nicht unbedingt einen guten Vorgeschmack darauf, wie die anderen 21 Songs so klingen.

Vielleicht ist ein guter Weg, sich dem Album zu nähern, wenn man* sich gerade nicht die 80 Minuten für die komplette Scheibe nehmen kann oder möchte, sich mal durch die Musikvideos zu klicken, die im Zuge der Promophase so veröffentlicht wurden.
Wobei ich natürlich wie immer dafür plädiere, sich ein Gesamtkunstwerk an in aller Gänze zu geben.

Ich halte ja mit Superlativen innerhalb dieses Formates so gut wie nicht zurück, hab ich ja schonmal die- für mich- relevanteste Punkband der heutigen Zeit auserkoren. Müsste ich sagen, wer wohl eine der relevantesten Indiebands aktuell ist, würde ich in jedem Fall The 1975 nennen.

Das komplette Album findet ihr unter Anderem hier.

-örl


ADW007: Bon Iver- i,i / 22.05.2020

Wie solch eine Musik in Zeiten von musikalischer Schnellebigkeit und erzwungenen Eingängigkeit einen solchen weltweiten Status erreichen kann, ist mir ein absolutes Rätsel. Bon Iver sind alles, aber nicht schnelllebig und eingängig. Das klingt nicht wie etwas, was schnell ins Ohr geht und im Kopf bleibt. Auch das ist wieder eine Platte, auf die man* sich einlassen muss. “Hey, Ma” ist der Song der Platte, der die genannten Kriterien wahrscheinlich am ehsten erfüllt. Und es ist auch der, der den Zugang zu Bon Iver erleichtert. Einfach ein wirklich großer Song.

Mehr ist manchmal auch mehr

Während in den letzten Alben, die hier besprochen wurden, die Formel “weniger ist mehr” vermehrt Anwendung fand, ist “i,i” wahrscheinlich das andere Extrem hierzu. Es passiert so viel. Es folgt keinem offensichtlichen Schema, es gibt unfassbar viele unterschiedliche Instrumente zu hören und ehe man* sich auf die eine Melodie eingelassen hat, ist diese schon wieder vorbei und es passiert etwas ganz anderes. Dahingehend ist es also vielleicht doch schnelllebig, weil eben auf so engem Raum Vieles passiert.

Viel ist manchmal auch so richtig viel

Es fällt schwer, bei all der Fülle an Ideen und Elementen, die in diesen Songs stecken, den Überblick zu behalten und einen Zugang zu finden. Doch auch genau dort lässt sich der Reiz finden. Versucht man*, für sich persönlich einen Weg zu finden, das hier einzuordnen und an sich ranzulassen, zahlt sich dies aus. Obwohl auf das erste Hören die Tiefe von Bon Iver vielleicht noch nicht ganz durchkommt, wächst dies mit jedem weiteren Hören an und leuchtet irgendwann ein- I promise.

Es war für mich nicht ganz einfach, an “i,i” ranzukommen, da es wirklich vom Grunde her so gar nicht meine Baustelle ist, was Bon Iver musikalisch zusammenbringen. Hier gilt es mal wieder, die eigene comfort zone verlassen zu müssen. Das ist aber gar nicht so schlimm, wie man* denken mag. Aber diese Platte zu verpassen ist schon schlimm. Also versucht es mal.

-örl


ADW006: Chelsea Wolfe- Birth Of Violence / 15.05.2020

Dem Lagerfeuer eine zweite Chance geben

Chelsea Wolfe ist für mich etwas Neues. Viel Musik habe ich von ihr nicht gehört. “Birth Of Violence” hat es mir aber ein bisschen angetan. Das ist an sich schon eine komische Sache, da ich schon eine leichte Aversion gegenüber Akustikgitarren und Lagerfeuerstimmung hege und auch mit so Gothicästhetik nicht viel am Hut habe. Diese beiden Sachen kommen aber bei Chelsea Wolfes neustem Album zusammen und werden zu etwas, was unglaublich spannend zu hören ist.

Dichter Minimalismus

Minimalismus ist ein Wort, was gut beschreibt, was Eine*n musikalisch hier erwarten kann. Über die gesamte Albumlänge lauscht man* den Zusammenspiel aus Gesang und Gitarre, welches nur ab und an von einem hintergründigen Schlagzeug oder dem ein oder anderen Instrument untermalt wird. Auch wenn wirklich alles sehr lofi gehalten wird, ist dies unglaublich intensiv und schwer. Ich habe das wahrscheinlich schon oft während der letzten adws verlauten lassen, aber ich ziehe den Hut vor allen Künstler*innen, die mit so wenigen Mitteln eine so dichte Atmosphäre schaffen können. Chelsea Wolfe ist ein weiterer Teil dieser Reihe.

Dunkler Minimalismus

Auch wenn “Birth Of Violence” in Gänze einfach eine große Schönheit innewohnt, ist diese gleichzeitig dunkel und dystopisch. Es entsteht ein Ambiente in einer wirren Mitte aus Schönheit und Dunkelheit. Aber sich auf genau diesem schmalen Grat zu bewegen, ist irgendwie spannend und macht dieses Album zu etwas sehr Besonderem.

örl


ADW005: Oakhands- The Shadow Of Your Guard Receding / 08.05.2020

Es passiert mir in letzter Zeit öfter, dass ich mich dabei erwische, an Konzerte zurückzudenken. Seit geraumer Zeit sind diese aus bekannten und einleuchtenden Gründen nicht mehr möglich und somit wird sich ab und an mit Erinnerungen ausgeholfen. Als klarer wurde, welches Album diese Woche hier besprochen werden soll, kam mir natürlich auch das Oakhands Konzert in the one and only Spitzenfabrikgarten in den Sinn. Mittlerweile schon fast wieder ein Jahr her. Wie die Zeit vergeht.

Die Magie des DIY

Zwei Dinge hatte dieses Konzert gezeigt. Erstens. Eine Konzertlocation von Grund auf in der heißen Junihitze aufzubauen ist Mist. Aber zweitens- es lohnt sich.
Oakhands haben es geschafft, für die Dauer ihres Sets eine Stimmung zu erzeugen, die zeigt, warum es so wichtig und toll ist, DIY- Konzerte zu organisieren. Es war ein wirklich einmaliger Vibe. Es ist auf so vielen Ebenen wichtig, diese Szene am Leben zu erhalten und seinen Teil dazu beizutragen. Aber genauso wichtig ist es auch für die Menschen, die in Organisation, Aufbau, Durchführung und Nachbereitung einer solchen Veranstaltung verdammt viel Arbeit, Kraft und Herzblut stecken, daran erinnert zu werden, warum es so viel Spaß macht. Oakhands haben es geschafft, uns die Magie solcher Konzerte wieder vor Augen zu führen. Danke dafür. Wirklich.

Ganz schön viel Vorrede. Es tut mir leid. Oakhands haben jedenfalls jetzt endlich ihr erstes Album veröffentlich. Was soll ich sagen. Das damalige Konzert hatte schon einmal gezeigt, dass Oakhands ein Händchen dafür haben, Emotionen zu kanalisieren und auszudrücken und Stimmungen zu erzeugen. Genau das macht dieses Album auch. Und zwar richtig richtig gut.

Die Magie der Emotionen

“The Shadow Of Your Guard Receding” ist eine Reise durch die Gefühlswelt des Menschen. Musikalisch und lyrisch lebt diese Musik davon, Menschen zu bewegen und nicht mehr loszulassen. Der Versuch, Emotionen wiederzugeben, ist nicht immer ein leichtes Unterfangen. Die Kunst, die Oakhands produzieren, ist jedoch ein Schritt in die Richtung, die das möglich macht. Oakhands machen nicht nur Kunst. Oakhands sind Kunst.
Ein so stimmiges Zusammenspiel aus musikalischen, lyrischen und visuellen Komponenten ist nahezu einmalig. Schaut euch dazu einfach mal die Musikvideos an. Das ist next level shit.

Die Magie der Gänsehaut

Jeder Song auf dieser Scheibe ist auf seine Weise einmalig. Manchmal ist es die Gitarrenmelodie, manchmal das Zusammenspiel aus allen Vocals und meistens einfach alles zusammen. Es lässt einfach nicht los. Spoiler: Zeilen wie “And I can’t wait to see the sun rise again.” und deren musikalische Rahmung können schon zur ein oder anderen Gänsehaut und Gefühlsregung führen. Das ist wirklich groß.

Das ist ein Album, in welches glaube jeder Mensch selbst eintauchen sollte. Diese Zeit sollte man* sich aber nehmen. Einen Song mehrmals hören, um alle Kniffe und specials zu entdecken oder es einfach mal auf sich wirken zu lassen, tut auch nicht weh.
Und ich denke, es ist nicht ganz fern des Möglichen, dass wir die Songs dieses Albums auch mal wieder in der Alten Spitzenfabrik zu hören bekommen könnten. Ich würde mich freuen.

ps. nerdy shit. ich verneige mich vor diesem basssound. that’s how you do it.

-örl


ADW004: Bohren & Der Club Of Gore- Patchouli Blue / 01.05.2020

Musik lebt ja dem allgemeinen Verständnis nach irgendwie davon, dass an irgendeinem Punkt Dinge passieren, die im Kopf bleiben. Bohren sind hingegen eine Band, bei denen scheinbar absolut nichts passiert. Und das über eine sehr lange Zeit. Dieses Album ist wirklich sehr viel Musik. Sehr lange Musik noch dazu. Und unfassbar langsam. Aber auf diese eigene Art großartig.

Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden

Ich habe mich beim Hören dieser Songs sehr oft dabei erwischt, in eine Erwartungshaltung zu geraten und wirklich ein bisschen ungeduldig zu werden, dass irgendwann mal was passiert. Dass mal etwas passiert, was mir im Kopf bleibt. Ich möchte auch analog zur letzten Woche die Pointe vorweg nehmen. Es passiert nichts. Und es muss auch nicht immer irgendwas passieren.

Um dies zu verstehen, muss vielleicht die Perspektive gewechselt werden. Wenn sich davon gelöst werden kann, nach einer bestimmten Sache zu suchen, die besonders krass ist, wird die eigentliche Krux erkennbar. Dieses Album in Gänze ist die Stelle, die bewegt, mitnimmt und im Kopf bleibt.

Wie etwas entspannt und gleichzeitig bedrückend sein kann

Das hier ist Musik, die sich für ruhigere Minuten eignet. Sich einfach mal abends in der Dämmerung mal irgendwo hinsetzen und sich darauf mal einlassen. So stelle ich mir ein bisschen das Ambiente vor, in dem Patchouli Blue konsumiert werden sollte.

Aber auch die Stimmung, die entsteht, ist irgendwie paradox. Nicht nur, dass sehr lange auf Etwas gewartet wird, sondern es bedrückt auch. Dieses Album lädt auch zum Zurücklehnen ein, keine Frage, aber auf einer anderen Ebene erscheint es auch sehr bitter und bedrückend. Ich würde sagen, dass nicht immer eine reinweg positive Grundstimmung aufkommt, wenn man* da mal rein hört.

Das Konzept des Widerspruchs

Genau wie die Musik selbst, inszeniert sich die Band selbst als Paradox. Einerseits passiert nichts und irgendwie doch alles. Diese Widersprüche ziehen sich durch den Bandnamen, der auch irgendwie komisch ist und ein Albumcover, welches zwar auf eine Art ästhetisch ist, aber irgendwie auch nichts sagt. Und natürlich die Liedtitel, welche- so meine ich es mal gelesen zu haben- einfach nur irgendwelche Titel von Schlagern sind und die Stimmung der Songs aber doch irgendwie einfangen. Ist vielleicht aber auch nur Einbildung.

Dies soll auch gar nicht negativ gemeint sein. Ich finde diese Selbstinszenierung äußerst spannend und sympathisch. Irgendwie kriegt es mich. Genauso wie diese Musik. Vielleicht versteht ihr, was ich meine, wenn ihr mal reingehört habt.

-örl


ADW003: Idles- Joy As An Act Of Resistance / 24.04.2020

Wenn etwas so komisch ist, dass es im Kopf bleibt
Meine erste Begegnung mit Idles war wahrscheinlich vor ein paar Monaten, als mir zwei sehr gute Freunde unabhängig voneinander das Tiny Desk Concert der Band zeigten. So richtig verstanden, was mir diese Band sagen möchte, habe ich nicht. Trotz dessen hat mich das Auftreten und Intensität dieses Videos irgendwie gekriegt und mich dazu verleitet, wenn auch später, dieser Musik eine Chance zu geben. Und auf eine Art ist dieses Video einfach wunderbar komisch. You better take a look.

Wie gesagt, so richtig hatte es zu dem Zeitpunkt noch nicht gezündet. Idles sind nicht leicht zugänglich. Aber dann habe ich mich tatsächlich mal an die komplette “Joy as an act..” LP gewagt und als ich an dieses Gesamtkunstwerk mal in Gänze vornahm, ging es dann doch schnell.
Ich nehme das Fazit oder die Pointe vorweg- Idles sind meiner Meinung nach die relevanteste und eindrücklichste Punk Band des 21. Jahrhunderts.

Wenn Geschichten erzählt werden
Idles erzählen Geschichten. Natürlich läuft dies alles unter dem großen Gesamtkontext, der durch den Albumtitel vermittelt wird. An sich finden sich aber auf diesem Album zwölf eigenständige Geschichten. Und genau dort findet sich der Punkt, durch welchen Idles- in meinen Augen- so wundervoll werden. Selbst ohne Lyrics lesen zu können, bleiben bereits beim ersten Hören einzelne Sätze hängen, die Sänger Joe Talbot mit seiner Stimme so unvergleichlich in Szene setzt. “He hates me, I like that” ist so ein Beispiel. Genauso wie das herzzerreißende “Baby shoes for sale, never worn”. Er ist ein wirklicher Meister darin, Geschichten zu erzählen und seiner Gedankenwelt damit Ausdruck zu verleihen. Und das so eindrucksvoll, dass es hängen bleibt und zum Nachdenken und Mitfühlen anregt.

Wenn Geschichten untermalt werden
Während Talbot eben diese Geschichte erzählt, untermalen dies seine Mitmusiker mit einer Mischung aus tanzbarem Post- Punk und punkig- eingängigen Singalong- Refrains. Dies erscheint bisweilen recht simpel, doch auch hier wird schnell klar, dass Idles ein großes Gespür für Spannungsaufbau, Melodien und Eingängigkeit haben. Dadurch machen die Songs auch auf musikalischer Ebene unfassbar viel Spaß.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich dieses Album wirklich sehr abkulte, stehe aber auch dazu. Ich habe lange lange nichts Vergleichbares gehört und finde alles daran unglaublich gut.
Idles sind für mich DIE Punk Band der heutigen Zeit und ich würde jedem Menschen raten, sich das mal zu geben.

-örl


ADW002: Billie Eilish- When We All Fall Asleep, Where Do We Go? / 17.04.2020

Leider kein Geheimtipp

Das Ansinnen dieses Formates war auch ein Stückt weit, den Menschen, die hier ab und an rein schauen, ein paar Geheimtipps in Sachen Musik aufzuzeigen, die man* vielleicht sonst eher nicht so auf dem Schirm hat. In dieser Woche wird das glaube eher nicht so funktionieren. “When we all fall asleep, …” ist ein Album, von dem die meisten wahrscheinlich schon mal in welcher Form auch immer schon mal gehört haben.
Die Entscheidung, euch das letzte Album des größten Popstars unserer Zeit ans Herz zu legen, war deswegen nicht unbedingt eine leichte. Dennoch bin ich mir sicher, dass dieses Album irgendwann so oder so an der Reihe gewesen wäre. Dann kann es auch einfach jetzt passieren.

Natürlich ist Musik Geschmackssache und wer mit solchem Lofi- Pop nicht viel anfangen kann und mag, muss es auch nicht versuchen. Ich empfehle es trotzdem jedem Menschen, wenigstens mal kurz reinzuhören und dem Album eine Chance zu geben.

DER Soundtrack einer Zeit

Müsste es einen Soundtrack für den aktuellen jugendlichen Zeitgeist geben, dann wäre es dieses Album. Kein*e Künstler*in vertont die Lebenswelt einer gesamten Generation treffsicherer als Billie Eilish. Meine Meinung.
Damit meine ich nicht mal zwingend, dass jede Zeile, die sie singt, allen Jugendlichen auf der Welt aus der Seele spricht. Wahrscheinlich überhaupt nicht. Aber die Stimmung, die sie erzeugt, schafft es, die Lebenswelt und Gefühlswelt vieler junger Menschen einzufangen. Und genau das macht dieses Album so interessant und wunderbar.

-örl


ADW001: Mumrunner- “Valeriana” / 10.04.2020

Ein paar Worte im Voraus

Viele werden sich jetzt bestimmt fragen, was das denn soll. Warum gibt es jetzt auf einmal ein Format namens “Album der Woche”? Die einfache Antwort meinerseits darauf wäre die Gegenfrage, warum es denn sowas nicht geben sollte. Da Fragen ja nun aber nicht immer mit Gegenfragen beantwortet werden sollen, würde ich wahrscheinlich eher antworten, dass ich es einfach immer ganz nett finde, zu lesen oder zu hören, was andere Menschen aktuell musikalisch bewegt.
Ich würde einfach mal- relativ arrogant- von mir behaupten, dass ich das Musikgame halbwegs gut mitspielen kann. Der Gedanke, in schriftlicher Form mitzuteilen, was meiner Meinung nach grad gut geht, schwirrt schon länger in meinem Kopf umher und vielleicht ist ja mal was dabei, was der Einen oder dem Anderen gefällt. Wenn alles so läuft wie geplant, wird es von nun an jeden Freitag ein paar Worte zu einem Stück Musik geben, in welches ihr mal reinhören solltet.

“Valeriana” von Mumrunner

“VALERIANA” Cover Artwork
bandphoto taken from https://www.facebook.com/mumrunnerband/photos
original photo by Vera Enkvist

Irgendwann zu Beginn des Jahres bin ich über die erste Singleauskopplung “FOE” gestolpert. Als ich mich durch die Releases des Hamburger DIY Labels Through Love Records klickte, sprangen mir Mumrunner ins Auge. Ich gebe es zu, dass es mich meistens kriegt, wenn sehe das eine Band aus Finnland. Und in letzter Zeit kriegt es mich ebenso, wenn ich sehe, dass eine Band ihre Musik als Dreampop bezeichnet. Irgendwie klingt das schön.
“FOE” hatte mich dann nach dem ersten Hören auch sofort und ab da wartete ich darauf, dass das ganze Album erscheint. Dies passierte dann vor Kurzem und seitdem lässt mich diese Platte nicht mehr los.

Wie es die Eigenbeschreibung vorgibt, ist das Musik, die zum Träumen einlädt. Besser kann es fast nicht beschrieben werden. Irgendwo zwischen sehr atmosphärische Indie und ruhigem Pop erschaffen die tollen Gitarrenmelodien und Bassläufe, dezentes aber grooviges Drumming und der meist zweistimmige verhallte Gesang eine Atmosphäre, die zumindest mich, erstmal nicht loslässt. Das ist Musik, die Sommertage mit Freund*innen ebenso untermalen könnte wie lange Autofahrten oder das alleinige Rumsitzen oder Rumlaufen im Irgendwo.

Der Trend geht ja aktuell eher weg vom kompletten Durchhören von Alben hinzu Anhören einzelner Songs. Ich rate wirklich dazu, sich “VALERIANA” in Gänze zu Gemüte zu führen und sich die Zeit dafür zu nehmen. Wer das nicht mag, dem seien an dieser Stelle “FOE” und “TRANSIENT” als Anspieltipps ans Herz gelegt.

Schaut auch gern mal nach, was Mumrunner sonst so treiben und hört mal hier rein. Für Vinylliebhaber*innen sei an dieser Stelle noch auf die tollen Colorways hingewiesen, in welcher diese Vinyl erhältlich ist.

örl


#FlattenTheCurve /18.03.2020

Pressemitteilung 18.03.2020

Ab Morgen, dem 19.03.2020, wurde per Erlass durch die Bundesregierung und den Freistaat Sachsen eine umfassende Schließung von öffentlichen und privaten Einrichtungen verfügt.

Nun sind wir als Areal „Alte Spitzenfabrik“, welches von der Between the Lines GmbH betrieben und in erster Linie durch den Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V. mit seinen Angeboten der Offenen Kinder- und Jugendarbeit bespielt wird, in der Situation, dass wir unser Gelände schwer sperren oder schließen können. Diese Schließung können wir nur für das Containercafé, die Offene Fahrradselbst-hilfewerkstatt, den Clubraum der Jugendlichen und für die Angebote und die Beratungstätigkeit unserer Sozialarbeiterin für die Jugendarbeit veranlassen. Diese Tätigkeiten werden durch uns mit sofortiger Wirkung eingestellt und wir hoffen, dass wir im Laufe des Jahres wieder für euch da sein können. Wir canceln zusätzlich alle Nutzungsverträge und Einmietungen für Veranstaltungen, Tagungen, Konferenzen bis vorerst 20.04.2020, danach werden wir die Situation neu bewerten und es wird sicherlich neue Informationen geben.

Das selbstverwaltete Jugendprojekt, welches als „Dorf der Jugend“ bekannt geworden ist, wird ebenfalls mit sofortiger Wirkung alle Gruppentreffen, Angebote und Plenatermine einstellen. Sicherlich werden wir aufgrund unserer recht guten Onlineinfrastruktur Möglichkeiten finden, um uns weiter abzustimmen, euch zu informieren oder um einfach die nächsten Utopien zu erträumen, welche wir nach all dem angehen werden. Planungs- und Entspannungszeit haben wir uns ja auch die letzten Jahre immer gewünscht!

Was für uns aktuell existentiell wichtig ist, ist, dass die laufenden Kosten des Areals trotzdem bestehen bleiben und wir bisher in keine der veröffentlichten Unterstützungsmöglichkeiten hinein fallen. Deshalb wären wir euch unheimlich dankbar, wenn ihr als Unterstützer*innen weiterhin zu uns haltet und wir nach dem LockDown unsere Arbeit fortsetzen können.

Wir können es schwer kontrollieren, wenn ihr euch auf den frei zugänglichen Bereichen des Areals aufhaltet, jedoch möchten wir euch bitten, größere Gruppentreffen zu vermeiden und euch damit solidarisch mit den Menschen innerhalb der Risikogruppen zu zeigen. Wenn man* sich mit dem Thema beschäftigt, ist #FlattenTheCurve tatsächlich aktuell unsere einzige Chance, um den WorstCase zu verhindern und um unser Gesundheitssystem arbeitsfähig zu halten. Die Situation zu entscheiden, welcher Patient jetzt das Beatmungsgerät bekommen soll, soll kein*e Mediziener*in durchmachen müssen und jede*r von uns kann seinen Teil dazu beitragen.

Nähere Info‘s dazu:

Wir sind weiterhin für euch erreichbar über die bekannten Mailadressen und SocialMedia Netzwerke, alle Info‘s dazu findet ihr unter: https://dorfderjugend.de


Prognostisch abgelehnt / 04.03.2020

Houssam A. aus Grimma – Abschiebung wird vollzogen, faires Verfahren ist dahin

Die Abschiebung von Houssam A. findet zur Stunde statt. Das aussichtsreichste Rechtsmittel – ein Eilantrag – wurde gestern abgebügelt. Die Abschiebehaftkontaktgruppe Dresden und das Dorf der Jugend Grimma werfen der Ausländerbehörde des Landkreises Leipzig vor, die Abschiebung forciert zu haben – und das mit rechtsstaatlich unfairen Mitteln

Die Abschiebung von Houssam A. wird heute vollzogen. Um 14.30 Uhr hebt der Flieger von Frankfurt am Main Richtung Algerien ab. Über seinen Fall hatte das Dorf der Jugend in Grimma am Abend des 28. Februar 2020 kurz nach seiner Inhaftierung berichtet. Er ist mit einer deutschen Staatsbürgerin verheiratet, arbeitete als Hausmeister einer Gemeinschaftsunterkunft in Grimma. Alle Hoffnung lag auf dem Eilantrag, der am Montag beim zuständigen Verwaltungsgericht Leipzig einging. Am späten Dienstagnachmittag dann die Ernüchterung: Es sei dem Ehepaar zuzumuten, die Trennung in Kauf zu nehmen. “Diese Trennung ist ungewiss lang, erfahrungsgemäß kann sie Jahre dauern. Wem soll das zuzumuten sein?” fragt Toni Kreischen von der Abschiebehaftkontaktgruppe Dresden. Die Landesdirektion wiederum bleibt in ihrer Stellungnahme dabei, dass der Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis aus familiären Gründen “prognostisch abgelehnt” werden würde. “Eine prognostische Ablehnung ist rechtsstaatlicher Unsinn!” stellt Kreischen klar.

Ein überwältigendes Verfahren

Im Dezember stellte Herr Houssam A. den Antrag. Im Falle einer Ablehnung wäre er freiwillig ausgereist. Doch noch vor der Ablehnung erfolgte die Inhaftierung. Sie ließ alle Pläne zunichte werden. Im Eilantrag, der mit Unterstützung der Gruppe geschrieben wurde, heißt es: “Das Vorgehen der hier beteiligten Antragsgegnerinnen [die Ausländerbehörde des Landkreises Leipzigs und die Zentrale Ausländerbehörde der Landesdirektion] geht aber offenbar zielgerichtet dahin, ihm im Wege eines überwältigenden Verfahrens, welche den Antragsteller und seine Rechte zum Spielball der Antragsgegnerinnen werden lässt, diese Möglichkeit einer freiwilligen Ausreise, zu welcher der Antragsteller im Falle einer mit Gründen versehenen Ablehnung der beantragten Aufenthaltserlaubnis bereit gewesen wäre, zu nehmen.” Wieder einmal muss aus Sicht der Kontaktgruppe festgestellt werden: das Recht auf ein faires Verfahren, es gilt nicht. Zynisch mutet es an, dass die Haftbeschwerde nun in A.s Abwesenheit vom Landgericht Dresden entschieden werden wird.

Ein Fest, wenn er freigekommen wäre

“Eine Stunde, bevor wir erfuhren, dass der Eilantrag abgelehnt wurde, besuchte ein gemeinsamer Freund Houssam noch im Abschiebeknast in Dresden”, so Hannah und Sarah vom Dorf der Jugend in Grimma. Zum Abschied sagte Houssam “Ich möchte allen Leuten danken, die mich draußen unterstützten. Das gibt mir viel Kraft und Hoffnung. Ich weiß, ich bin nicht alleine. Wenn ich freikomme, dann machen wir alle ein großes Fest. Ich versuche ruhig zu sein und den anderen Gefangenen Mut zu machen.” Kurz danach mussten die Unterstützerinnen aus Grimma ihm mitteilen, dass es kein Fest geben wird. “Wir sind wütend, wenn wir an Houssam denken und wie es ihm in Sachsen einfach nicht ermöglicht wird, sein Leben, was endlich ruhig und schön werden könnte, weiterzuführen. Und wir sind noch wütender über die sächsische Asylpolitik und ihre Abschiebepraxis – Houssam ist kein Einzelfall”, so die beiden Vertreterinnen vom Dorf der Jugend.

Die Unterstützer*innen aus Grimma sowie Toni Kreischen von der Kontaktgruppe in Dresden vermerken abschließend: “Beachtlich war in diesem Fall die Unterstützung, die Houssam A. von politischer Seite – von LINKE über BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN bis zu den JUSOS – erhielt. Es ist enttäuschend, dass der Druck nicht darin mündete, ihn vor der Abschiebung zu bewahren.” Möglichkeiten hätten hier bei Sozialministerium und Innenministerium bestanden.

Kontakt
Dorf der Jugend Grimma Mail: www.dorfderjugend.de

Abschiebehaftkontaktgruppe Dresden
Toni Kreischen
Mail: k www.abschiebehaftkontaktgruppe.de


Das Ticket für die Abschiebung ist schon gebucht. / 28.02.2020

Dieser Mann ist der schlimmste Alptraum für alle Innenminister. Jung, männlich, muslimisch, nordafrikanisch. Ein Nafri ohne Asylgrund. Eingereist aus einem sicheren Drittstaat. Mit falschem Namen. Ein Betrüger und Asyltourist.

Dieser Mann ist der perfekte Flüchtling. Jung, männlich, muslimisch, nordafrikanisch. Ein bezauberndes Lächeln, zum Zopf gebundene Haare, offenes Wesen. Immer engagiert, hilfsbereit und für andere da.

Sein Name ist Houssam. Er ist 35 Jahre alt und kommt aus Algerien. Seit 2017 lebt er in Deutschland. Er hat vorher in der Schweiz Asyl beantragt und wurde nach seiner Ablehnung von den Schweizer Behörden für 18 Monate in “Ausschaffungshaft” gesteckt. Man könnte sagen, Houssam ist knasterfahren. Da eine Abschiebung nicht möglich war, ist er von der Schweiz nach Deutschland gegangen.

Hier hat er alle Stufen eines Flüchtlingslebens durchlaufen: bürokratische Verfahren, Deutschkurse, Freunde, Ehrenamt, Arbeit und Familie. Ein perfekter Fall von Integration. Houssam ist jemand, den Initiativen, Kommunen und Minister gern mit Preisen auszeichnen und als Vorbild für andere Migranten nehmen würden. Wenn da nicht die Sache mit dem abgelehnten Asylantrag wäre.

“Ich sitze 500 Kilometer entfernt und heule mir nur Rotz und Wasser aus der Seele”, sagt Belinda, Houssams Frau. Sie hat am Freitagmorgen davon erfahren, dass die Polizei ihren Mann abgeholt hat.

“Er hat mir ein Foto von sich aus der Polizeiwache geschickt, das hat schon gereicht. Jetzt sitze ich 500 Kilometer entfernt und heule mir Rotz und Wasser aus der Seele.”

Ehefrau Belinda

Die beiden kennen sich schon seit 2 Jahren. Vor über einem Jahr haben sie sich religiös trauen lassen und vor drei Monaten standesamtlich geheiratet. Die Eheschließung war kompliziert und langwierig. Unendlich viele Dokumente mussten besorgt, übersetzt und beglaubigt werden. Von Anfang an hatte sie Angst um ihren Mann. Dann endlich nach der Trauung im Standesamt Mannheim, konnten beide Hoffnung schöpfen, dass sie doch zusammen in Deutschland leben können.

“Houssam darf ja nicht umziehen, weil er eine Duldung hat. Ich habe tausendmal bei der Ausländerbehörde angerufen und er hat alle möglichen Anträge gestellt, aber wir haben bis heute keine Antwort bekommen. Nichts wurde weitergeleitet. Das ist echt der größte Drecksladen”.

“Man merkt erstmal, was das alles bedeutet, wenn man selbst davon betroffen ist”, sagt sein Chef. Er ist mit der Arbeit von Houssam sehr zufrieden und schätzt ihn nicht nur als freundlichen und zuverlässigen Mitarbeiter, sondern auch als Menschen, der allseits beliebt ist. Houssam arbeitet als Hausmeister in einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber im sächsischen Grimma. Lange hat er selbst in diesem Heim gelebt, bevor er eine Wohnung von der Ausländerbehörde erhalten hat. Houssam zahlt seine Miete selbst. Es ist ihm wichtig, keine Leistungen vom Staat zu bekommen, wenn er mit seiner Arbeit eigenes Geld verdienen kann.

Schon vor seinem Job als Hausmeister hat er ehrenamtlich in Grimma gearbeitet und sich für andere Geflüchtete im Landkreis engagiert. Er war Koordinator für ein Selbsthilfeprojekt beim Deutschen Roten Kreuz. Er hat Projekte für geflüchtete Kinder in Grimma unterstützt. Und er hat regelmäßig als ehrenamtlicher Sprachmittler ausgeholfen. Im Heim, bei Beratungsstellen, der Ausländerbehörde und sogar bei der Polizei.

“Ich verstehe das alles überhaupt nicht. Warum machen die Behörden das?”, fragt sich seine Arbeitskollegin. Und ein Helfer der Flüchtlingsinitiative in Grimma meint: “Er ist deutscher als ich. Er kommt immer pünktlich und ist fleißig und gewissenhaft. Was muss man denn noch alles machen, damit man in Deutschland bleiben darf?”

Auf diese Fragen hat das Amtsgericht Dresden eine nüchterne Antwort. Im Beschluss vom 28.02.20 ordnet das Gericht die Ingewahrsamnahme an und begründet dies so:

“Die Ausreisefrist für den Betroffenen ist seit dem Februar 2019 abgelaufen. Anhaltspunkte, dass er unverschuldet an der Ausreise nach Algerien verhindert war, sind nicht ersichtlich”. Weiter in der Logik der doppelten Verneinung: “Es ist auch nicht ersichtlich, dass sich der Betroffene der Abschiebung nicht entziehen will, denn aufgrund seiner in Deutschland lebenden Ehefrau und seiner Tätigkeit als Hausmeister hat er in Deutschland ein soziales Gefüge, welches er wohl nicht freiwillig aufgeben wird.” Das Gericht sieht ein “dringendes Bedürfnis für sofortiges Tätigwerden”, denn Houssams Aussage, er wolle mit einem Anwalt Anträge gegen seine Abschiebung stellen, deutet das Gericht als Absicht, dass er sich der Abschiebung entziehen wolle. Es mutet schwer verständlich an, dass einem Menschen, der gesetzmäßige Rechte für sich in Anspruch nehmen möchte, unterstellt wird, er wolle sich dem Gesetz entziehen.

Auch die Ausländerbehörde im Landkreis Leipzig sieht im Fall Houssam dringenden Handlungsbedarf. Sein Antrag für einen Aufenthaltstitel nach der Heirat mit seiner Frau wurde zwar noch nicht beantwortet, aber gegenüber dem Gericht lehnte die Behörde den Antrag “prognostisch” ab. Begründung: Houssam und seine Frau, die fast 500 Kilometer entfernt bei Mannheim lebt, hätten noch nicht gemeinsam im Amt vorgesprochen. Das beide Eheleute berufstätig sind und Houssam eben aufgrund seines ungesicherten Aufenthalts nicht umziehen darf und nur am Wochenende zu seiner Frau fahren kann, das verschweigt die Behörde dem Gericht. 

“Houssam darf ja nicht umziehen, weil er eine Duldung hat. Ich habe tausendmal bei der Ausländerbehörde angerufen und er hat alle möglichen Anträge gestellt, aber wir haben bis heute keine Antwort bekommen. Nichts wurde weitergeleitet. Das ist echt der größte Drecksladen”.

Ehefrau Belinda

Sein Verbrechen besteht also darin, nicht abgeschoben werden zu wollen. Seine Frau, seine Arbeit, seine Freunde; das alles gilt dem Gericht nicht als Entlastung, sondern als Beweis für seine Schuld. Sein Traum von einem besseren, einem guten Leben in Europa; seine Hoffnung auf eine glückliche Ehe und eine sinnvolle Arbeit haben diesen Freitag ein vorläufiges Ende in der Abschiebehaftanstalt Dresden gefunden.

Das Ticket für die Abschiebung ist schon gebucht.

Was seine Frau von all dem hält, wie sie sich fühlt, welche Ängste sie ausstehen muss, das alles interessiert das Amtsgericht in seiner Begründung nicht. Im Gegenteil, ihre Grundrechte als deutsche Staatsbürgerin werden vom Sächsischen Abschiebesystem geflissentlich ignoriert.

Wenn Behörden und Gerichte das Grundgesetz verletzen und dafür das volle Arsenal staatlicher Gewalt in Anspruch nehmen, dann bleibt den Betroffenen oft nur Ohnmacht und Verzweiflung.

Houssam ist ist einer von vielen Fällen, die ohne Sinn und zu Unrecht abgeschoben werden sollen.

Und jeder Fall ist einer zuviel.

Rückfragen und Kontakt:


2019

Jahresrückblick 2019 / 31.12.2019

Wir haben versucht, das Jahr 2019 ein bisschen zusammenzufassen und wiederzugeben, was eigentlich alles so passiert ist.

Schaut doch mal rein: Jahresrückblick 2019

Auf diesem Weg möchten wir uns nochmal bei allen Menschen bedanken, die uns 2019- auf welche Art und Weise auch immer- unterstützt haben. Ohne Euch ist das alles nicht möglich.

Bis in 2020
Eure Dorf der Jugend Crew <3


Fridays for Future Aktionstag für den Regenwald / 22.12.2019

Am 20.12.2019 fand in Grimma zum Regenwaldtag ein Waldspaziergang statt. Nach dem Motto „Advent Advent die Erde brennt“ traf sich die Jugendgruppe Fridays for Future-Grimma, um zusammen auf die Situation der Wälder und den Bränden der vergangenen Jahren aufmerksam zu machen. Mit dem Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen steigen auch die Sommer- und Frühlingstemperaturen und erhöhen die Gefahren von Feuerquellen.

Abgerundet wurde der Spaziergang mit einer selbst zubereiteten Möhren-Kartoffelsuppe aus dem Containercafé an der Alten Spitzenfabrik.


Container Café Closing – ein Rückblick / 06.11.2019

Am 30.10.2019 war es wieder einmal so weit, das Container Café am Mulderadweg schloss seine Klappen erneut für die nächsten Monate um zu überwintern.

Closing Party Flyer

Trotz der unfassbaren und doch etwas überraschenden Kälte, haben wir es uns am Lagerfeuer gemütlich gemacht. Gemeinsam, bei einer großen Auswahl an Kuchen und leckerer, wärmender Kürbissuppe, gab es Tanz und Musik, oder einfach nur nette Lagerfeuergeschichten – es war für alle etwas dabei.  Ob verkleidet oder einfach nur in zahlreiche Jacken und Decken gehüllt rundeten wir die Saison gemeinsam ab und machten anschließend unsere Schotten für dieses Jahr final dicht.

An dieser Stelle bietet sich eine gute Gelegenheit, einen Rückblick auf das Jahr 2019 zu wagen.

Alles begann am 30.03.2019 mit unserer 4. Eröffnung seit Existenz des Cafés, ein voller Erfolg und ein wirklich grandioses Zeichen für die vielen folgenden Veranstaltungen. Viele Menschen, tolle Musik mit Arik und Malo, lustiges Improtheater mit Rüh´s Rache und jede Menge Leckereien. Es folgten über das gesamte Jahr verteilt zahlreiche Veranstaltungen die von uns verpflegt wurden. Um hier nur einige ins Gedächtnis zurück zu rufen : im Frühjahr der Wellenbrecher mit jeder Menge Schrammelmusik; die Gartenfete im Sommer, genau wie das Rap ´n Chill; im Spätsommer folgte ein tolles Konzert mit Oak Hands, Farbenflucht und Fjaere; anschließend noch das blast beach und natürlich nicht zu vergessen das alljährliche Crossover Festival.  Doch nicht nur „zuhause“ haben wir Veranstaltungen versorgt, wir sind außerdem zu verschiedenen anderen Events gefahren um dort zu Supporten. So waren wir zum Beispiel mit der Konzerttour #WannWennNichtJetzt in Zwickau, beim Querdaenker Festival des AJZ Leisnig, dem RDL Fest in Roßwein oder auch beim Vereinsfest vom Roten Stern Leipzig.

Neben der ganzen Feierei ist natürlich nicht zu vergessen was an ruhigeren Wochenenden geschah. Es gab wieder sehr schöne Wochenenden mit Musik, Volleyball und einigen Limos. Uns wurden wieder einige Gedichte geschrieben (dazu an anderer Stelle einmal mehr) und Menschen aus allen möglichen Städten suchten oder fanden zufällig den Weg zu uns und wir teilten wunderbare Stunden und interessante Gespräche.

Wochenende am Café

Allerdings habt ihr sicherlich auch mitbekommen, dass in dieser Saison öfter die Klappen unten blieben als gewohnt. Doch woran liegt das?

Nun, viele unserer Jugendlichen sind jetzt bereits fleißig dabei zu studieren oder zu arbeiten und die Anderen stecken in der berüchtigten Abiturphase. Da das alles jede Menge Zeit in Anspruch nimmt, blieben vereinzelt nicht mehr genug Ressourcen um genauso regelmäßig zu öffnen wie gewohnt. Auch uns gefällt das nicht sonderlich und deshalb werden wir die kommende Winterpause umso effektiver nutzen um darüber zu grübeln wie wir das in der nächsten Saison händeln können. Wenn ihr also schon immer mal in einem Café mit idyllischer Lage und einer Vielzahl an kuriosen Ereignissen arbeiten wolltet, dann sagt uns gern Bescheid und bringt euch mit ein – ihr seid jederzeit gern gesehen.

Ihr seht also, es brodelt und grübelt an allen Ecken und Enden und alle freuen sich bereits auf das kommende Jahr.

Vielen Dank für eure zahlreichen Besuche, seid nicht traurig und habt einen tollen Winter.

Und ihr wisst, jährlich grüßt das Murmeltier – wir sehen uns in der nächsten Saison!


Die Spitze im Dlf Kultur / 28.10.2019

Rund um das Crossover Frestival #14 wurden wir von Manuel Waltz vom Deutschlandfunk Kultur begleitet und interviewt. In einer ca. 45-minütigen Reportage berichtet er über unser Projekt “Dorf der Jugend”, das Crossover Festival und hiesige Probleme wie die Perspektivlosigkeit unter Jugendlichen, den damit verbundenem Rechtsdruck und die fehlende Zivilgesellschaft vor Ort. Viel Spaß beim Anhören!

https://www.deutschlandfunk.de/offene-jugendkulturarbeit-das-dorf-der-jugend-in-sachsen.3381.de.html?dram:article_id=458380


Wind of change / 18.06.2019

voice of the #socialworker

Wer interessiert unsere Homepage und unsere anderen Online Plattformen verfolgt, wird mitbekommen haben das sich zum 01.06.2019 einiges im Projekt geändert hat und das diese Veränderung das Ergebnis langjähriger Arbeit im Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, als Teil der Sozialen Arbeit im ländlichen Raum ist. Deshalb folgen nun ein paar Worte des Konzeptionsentwicklers und Alten Sozialarbeiters und der Neuen Sozialarbeiterin im Projekt!

Tobias “Pudding” Burdukat

2012 habe ich im KJH “Come In” der Diakonie Leipziger Land in Grimma als Sozialarbeiter angefangen und mir selbst die Mission gegeben, den immer weiter fortschreitenden Rückbau von jugendkulturellen Angebote im ländlichen Raum und den damit verbunden Drive junger engagierter Menschen in die Großstadt, entgegen zu wirken. Wichtig war mir dies weil ich mich seit meiner Jugend in irgendeinem Kampf in mir selbst befand, der nicht wollte und nicht will das Faschismus wieder die Oberhand gewinnt und der wollte das wir es als Menschen in eine andere gleichberechtigtere und damit freiere Gesellschaft schaffen.

Je älter ich wurde, desto bewusster wurde mir das dies nicht allein mit Aktivismus, demonstrieren oder dem veranstalten von Konzerten oder dem spielen in stets politischen Crossover, Hardcore oder Punk Bands möglich wird. Mit der Zeit habe ich irgendwie verstanden, dass diese Angelegenheit mit dem gesellschaftlichen Wandel und der Freiheit sowie der Gleichberechtigung doch etwas komplizierter und vor allem komplexer ist. Somit stand dann für mich auch irgendwann fest das ich zu dem notwendigen gesellschaftlichen Wandel in allen Bereichen nur einen kleinen Teil beitragen kann. Dieser Teil war und ist meine Arbeit als Sozialpädagoge im Bereich der Jugendarbeit, denn wenn hier wer Gesellschaft verändern kann dann ist es die JUGEND! Keine Politik, kein Umsturz, kein anderes politisches System und auch kein von Heut auf Morgen installiertes neues Wirtschaftssystem wird unsere Gesellschaft nachhaltig und sinnvoll verändern, sondern dies werden Jugendliche tun, die Erwachsene kritisch hinterfragen und ihnen an den Kopf werfen das es scheiße ist, wie sie mit ihrer Zukunft umgehen oder die beschließen wir haben keine Zukunft und starten eine Gegenkultur die sie dann Punk nennen. Kurzum der revolutionäre Moment Dinge auch einfach mal zu machen und noch nicht über die Konsequenzen nach zu denken ist eine Besonderheit der Jugend und die hat uns in den letzten 120 Jahren (seitdem wir von Jugend sprechen) weit gebracht was Freiheit, Gleichheit und Veränderung betrifft. Ich könnte jetzt noch tiefer gehen und das differenzierter erklären, aber das will ich hier gar nicht, sondern ich will es bewusst so verkürzt darstellen. Warum? Weil ich mich irgendwann entschieden habe Jugendarbeit als ein Möglichkeit zu sehen, wie dies bei Jugendlichen heraus gekitzelt und gefördert werden kann und ab diesem Moment hat die Idee von einem “Dorf der Jugend” und die Möglichkeit einer Solidarischen Gesellschaft in seiner kleinsten Einheit, dem Dorf, fahrt aufgenommen.

Irgendwann kam dann so ein unterschwelliger Auftrag meiner Freunde hinzu mich mal darum zu kümmern das es auch ohne “uns” (meint meine Generation) noch coole und Alternative Veranstaltungen und Angebote in Grimma gibt. Um dies nun irgendwie umzusetzen bot sich das Crossover Festival sehr gut an, um die Beteiligung an dem Festival soweit auf die Spitze zu treiben das es eigenverantwortlich von Jugendlichen veranstaltet wird. Seit 2018 ist dies auch der Fall. Ein gesamtes Festival wurde an eine 15 Jahre entfernte Generation übergeben und es ist genau so cool wie vor 15 Jahren, wenn nicht sogar noch cooler!

Ab dem Jahr 2014 konnte ich durch einen zufälligen Umstand für die Arbeit auch noch das Areal der Alten Spitzenfabrik in Grimma nutzen und somit dauerte es nicht lange bis im Jahr 2017 dann auch die Basiskonzeption für das Projekt fast vollständig stand, welche dann 2018 als Forschungsbericht für Jugendarbeit im ländlichen Raum über die Hochschule Mittweida veröffentlicht wurde.

Einher mit dieser Entwicklung ging ein steter Kampf gegen Widerstände innerhalb der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, der Sozialen Arbeit und besonders innerhalb der Verwaltungen die schlussendlich auch die Finanzierung unserer Arbeit immer wieder auf’s Neue gefährden. Wie ihr jetzt sicherlich merkt arbeite ich mich Stück für Stück durch die verschiedensten Ebenen des desolaten Zustandes, in welchem sich Gesellschaft, Jugend und damit verbunden Jugendarbeit und vor allem Soziale Arbeit befindet. Wer den Anfang aufmerksam gelesen hat, weiß das irgendwo in mir ein Kampf tobt und ich einen unüberwindbaren Drang verspüre meinen Teil zur gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen, jedoch ändern sich Stück für Stück die Ebenen auf denen ich aktiv werden kann.

Vor 20 oder 15 Jahren war ich zufrieden Konzerte zu veranstalten, Musik zu machen, Nazi’s scheiße zu finden, zu demonstrieren, MC Donalds abzulehnen usw.! Vor 10 Jahren verspürte ich den Drang dies weiter geben zu wollen und wählte den Weg hin zur Jugendarbeit, um meine Faszination für Jugendkulturen und deren gesellschaftliches Potential weiter zu geben. Vor 5 Jahren nahm dies alles schon konkretere Formen an und ich habe vom “Dorf der Jugend” gesprochen! Seit 2,5 Jahren liegt die Konzeption vor, welche durch die theoretischen Überlegungen auch übertragbar und in anderen Regionen oder hier in Grimma durch jede*n andere*n Sozialarbeiter*in umsetzbar ist. Das schöne daran ist, dass die Sozialarbeiter*innen welche damit arbeiten dies auch mit ihrer eigenen individuellen Herangehensweise umsetzen können und es somit nicht nur durch die Jugendlichen Facettenreich und vielfältig wird. Auch die jeweiligen Sozialarbeiter*innen gestalten diese Vielfalt. Ich habe 2012 oft gesagt, dass es für jede*n Sozialarbeiter*in im Bereich der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Ziel sein soll sich selbst, für die jeweilige Generation, überflüssig zu machen. Heute kann ich sagen, dass ich dieses Ziel für die Generation, die heute den Kern der “Dorf der Jugend” Crew bildet, erreicht habe und das Angebote und Veranstaltungen die während dieser Zeit durchgeführt wurden, mich und meine Tätigkeit in dem Projekt überdauern werden. Dies ist ein schönes, wenn auch zugleich befremdliches Gefühl, denn ich habe nicht gewusst ob dies tatsächlich funktioniert, sondern ich habe dies aus den theoretischen Überlegungen geschlussfolgert ohne es überprüfen zu können.

Während all den Jahren sind verdammt viele Nebenschauplätze aufgetaucht und ohne zu wissen für welchen Weg ich mich entscheide, möchte ich weiter gehen. Die Soziale Arbeit weiß nicht genau was Jugendarbeit heute noch bedeutet und Jugendarbeit weiß nicht genau was sie machen soll, Politik ignoriert Soziale Arbeit und hält sie durch ihre Förderpolitik an der kurzen Leine. Die aufstrebende AfD möchte diese sogar abschaffen und Sozialarbeiter*innen mit bis zu 2 Jahren Haft bestrafen, wenn sie sich im Bereich der außerschulischen politischen Bildung betätigen. Die Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit nimmt weiterhin zu und alles wird irgendwie rauer und unfreundlicher in unserer Welt. Alles obwohl es uns in den Industrieländern ziemlich gut geht und wir im weltweiten Vergleich auf einem enorm hohem Niveau jammern.

Durch den Ärger mit den regionalen politischen Vertreter*innen und besonders dem Jugendamt im Landkreis Leipzig, habe ich für mich entschieden dem regionalen Kampf für eine andere Welt den Rücken zu kehren um mich mit Menschen zu umgeben die vielleicht ähnliches wollen und die nicht die Polizei rufen wenn 22 Uhr ein Jugendlicher auf dem Skatepark zum 100sten mal am Tag seinen KickFlip übt, damit er ihn endlich steht! Für Grimma und den Landkreis ist der Aufbau des Projektes “Dorf der Jugend” und 15 Jahre Jugendarbeit, sowie politisches Engagement das Maximum an gesellschaftlichem Beitrag und Wandel den ich leisten konnte, denn schon alleine der Fakt das Jugendliche regelmäßig neben ihrer Ausbildung oder dem Studium in Leipzig sich hier in Grimma engagieren und beteiligen bricht mit der Realität der letzten 15 Jahre. Dem Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V. werde ich auch weiterhin tatkräftig bei der Verwaltung und Betreibung der Alten Spitzenfabrik und den damit verbundenen Schwierigkeiten zur Seite stehen, auch für das “Dorf der Jugend” werde ich versuchen unserer neuen Sozialarbeiterin soviel wie möglich Arbeit abzunehmen, damit sie sich auf ihre Kernaufgabe, die Soziale Arbeit, konzentrieren kann. Niemand sollte auf sein Privatleben verzichten müssen. Ich werde mir dieses zurück holen und werde einen neuen Weg und eine neue Ebene finden um an den angesprochenen Fronten kämpfen zu können.
Ich danke allen Menschen die mich bis hier an diesen Punkt unterstützt und an mich geglaubt haben und ich bin gespannt wohin die Reise für mich geht! Besonderer Dank gilt aber all den Jugendlichen die in all den Jahren immer wieder neue Ideen hatten und die nicht müde geworden sind und all das überhaupt ermöglicht haben. Ihr habt gezeigt das eine andere Welt tatsächlich und vollkommen real möglich ist. Der Beweis seit ihr selbst und das “Dorf der Jugend” in Grimma, mit seiner Basis an der Alten Spitzenfabrik!

…und nun ist es für mich Zeit das #socialworker Wort an Carolyn Reg’n abzugeben:

Die Hintergründe und Mitwirkenden an der “Alten Spitzenfabrik” in Grimma lernte ich 2014 durch die ehrenamtliche Arbeit im “AJZ Leisnig e.V.” kennen. Ebenso gab und gibt es Überschneidungen mit dem Treibhaus e.V. in Döbeln, in welchem ich bisher als hauptamtliche Beraterin für Migrant*innen tätig war.
Vielfalt! Utopie! Freiraum! – auf dem Land!! Diese Eindrücke motivierten mich 2016 mein Praxissemester (Soziale Arbeit BA – HS Mittweida) an der “Alten Spitzenfabrik” zu absolvieren. Das durchgeführte Praktikum verschafft mir in meiner jetzigen Tätigkeit einen Wissensvorsprung zu den strukturellen Gegebenheiten, dennoch sehe ich mich als Einsteigerin in der Offenen Jugendarbeit.
Mit der Rolle der Sozialarbeiterin unter der Konzeption “Dorf der Jugend” fängt für mich und allen Beteiligten etwas Neues an. Ich werde versuchen meine eigenen Fußstapfen zu setzen, statt in die Bisherigen zu schlüpfen und freue mich auf die bevorstehende Zeit.
Beste Grüße Caro

by Johanna Bahr (Presse DDJ)

Wir müssen euch was sagen! / 06.06.2019

Seit unserem ersten #saveyourhinterland – Video ist einiges passiert. Wir haben uns über die mediale Reichweite gefreut, die wir mit dem Video erreichen konnten. Wir haben uns über all die Spenden und Solidaritätsbekundungen gefreut, die wir seitdem entgegennehmen konnten. Wir freuen uns ebenso, nachdem wir gegen die Ablehnung des Anerkennungsantrages in Widerspruch gegangen sind, dass wir nun endlich die Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe bekommen haben. Trotz aller Freude sind wir trotzdem noch auf Unterstützung angewiesen. Die Gründe erfahrt ihr wieder mal in diesem Video.

Spendenmöglichkeiten:
Patreon: https://www.patreon.com/dorfderjugend
PayPal: https://www.paypal.me/dorfderjugend
Spendenkonto:
Kontoinhaber: Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V. IBAN: DE 21 860 954 84 510 000 19 44
BIC: GENODEF1GMV
Volks- und Raiffeisenbank Muldental eG
Betreff: Dorf der Jugend


U18- Wahl: Ergebnisse! / 22.05.2019

Am Freitag, den 17.05.2019 fand in Grimma auf dem Nicolaiplatz die U18-Wahl statt.
Die Jugendlichen, die noch nicht wahlberechtigt sind, durften schon einmal wählen und zeigen, wo sie ihr Kreuz aktuell setzten würden. Es gab die Möglichkeit das Europaparlament sowie den Kreistag des Landkreises Leipzig zu wählen.
An der Europawahl nahmen 74 Personen teil (davon waren 2 Stimmen ungültig).
An den Kreistagswahlen 58 (davon waren 7 Stimmen ungültig).


Bei der Europawahl wurde eine Partei gewählt. Stärkste Kraft war dabei die Partei DIE LINKE mit 12.58 %, gefolgt von der Partei Die Partei mit 10,68% und BÜNDNIS90/DIE GRÜNE mit 7,4%.
DIE LINKE: 12,58% (17 Stimmen)
Die Partei (Partei für Arbeit, Rechtsstaat,Tierschutz, Elitenförderung…): 10,68% (14 Stimmen)
Grüne (BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN): 7,4% (10 Stimmen)
CDU (Christlich Demokratische Union Deutschlands): 5,18% (7 Stimmen)
AfD (Alternative für Deutschland: 5,18% (7 Stimmen)
ÖDP ( Ökologisch-Demokratische Partei): 2,96% (4 Stimmen)
FDP ( Freie Demokratische Partei):2,96% (4 Stimmen)
Tierschutz hier! (Aktion Partei für Tierschutz – DAS ORIGINAL)1,48% (2 Stimmen)
Tierschutzpartei ( PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ) 1,48% (2 Stimmen)
Die Grauen (Die Grauen- Für alle Generationen: 0,74% (1 Stimme)
DIE FRAUEN ( Feministische Partei DIE FRAUEN): 0,74% (1 Stimme)
BIG (Bündnis für Innovation & Gerechtigkeit): 0,74% (1 Stimme)
Die Humanisten (Partei der Humanisten): 0,74% (1 Stimme)
Piraten (Piratenpartei Deutschlands): 0,74% (1 Stimme)

Ergebnisse U18- Wahl zum Europaparlament in Prozent

Bei der Kreistagswahl wurden Direktkandidat*innen gewählt, welche dann prozentual nach ihrer Partei Sitze bekommen. Die meisten Direktstimmen bekamen dabei André Engelhardt (BÜNDIS90/DIE GRÜNEN) mit 41 Stimmen, gefolgt von Kerstin Köditz (DIE LINKE) mit 21 Stimmen.

Sitzverteilung – Kreistag des Landkreises Leipzig im Ergebnis der Wahlen vom 17.05.2019 in Grimma (NUR Ergebnisse Grimma)
CDU 4 (  5,48%)
DIE LINKE 32 ( 35,62%)
SPD 0 (  1,37%)
Unabhängige Wählervereinigung (UWV) 14 ( 15,75%)
FDP   7 (8,22%)
Grüne  25 (28,08%)
AfD 4 (  5,48%)


Presseschau / 30.04.2019

In den letzten Wochen sind wieder einmal mehrere Artikel und Beiträge über uns erschienen, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Gleichzeitig möchten wir einen Teil der Artikel kurz kommentieren, um unsere Sicht auf die Dinge darzustellen. Eine Übersicht über alle in der letzten Zeit erschienenen Artikel über unser Projekt findet ihr weiterhin hier.

LVZ-Artikel stellt falsche Behauptungen auf

Am Freitag erschien unter dem Titel ” Grimma wird Mitglied im Dorf der Jugend” ein Artikel in der Leipziger Volkszeitung, in dem es um die Kooperation zwischen der Stadt Grimma und unserem Projekt geht. In der vergangenen Woche fand eine Stadtratssitzung statt, in welcher beschlossen wurde, dass die Stadt Fördermitglied in unserem Verein, dem FJZ e.V., wird, um uns symbolisch zu unterstützen. Darüber freuen wir uns sehr und hoffen, dass wir auf weitere Unterstützung bauen können!

Jedoch finden sich im Artikel auch Behauptungen, denen wir nicht zustimmen können. Wir distanzieren uns davon, Tobias Burdukat als unseren “Quasi-Bürgermeister” zu bezeichnen, eine daran angelehnte Rolle steht in einem Projekt, dessen Entscheidungsgremium ein konsensorientiertes Plenum ist, keinem zu. Wir möchten als eine Gruppe von jungen Menschen, die gleichberechtigt agieren, wahrgenommen werden und nicht dass immer wieder eine Person hervorgehoben wird, auch wenn sie als Sozialarbeiter agiert und im Entstehungsprozess des Projektes sicherlich eine entscheidende Rolle gespielt hat.

Zudem fragen wir uns, warum bei dem Graffiti “Kacken ist wichtiger als Deutschland” die freie Meinungsäußerung enden soll, wie es Redakteur Frank Schmidt in seinem Kommentar schreibt. An der Spitzenfabrik kann an einem Teil der Wände legal Graffiti gesprüht werden und somit jede*r seine*ihre Meinung frei äußern, solange sie keine Straftat darstellt. Unserer Meinung nach wurde hier kein Rahmen überschritten, wir stehen weiterhin hinter der Aussage an unserem Klocontainer. Auf eine sicherlich überspitzte Weise wird hier eine grundlegende Botschaft deutlich: Nationalstaaten sind nicht das Wichtigste auf der Welt, sondern von den Menschen selbst geschaffene Konstrukte. Über alle Grenzen hinweg verbindet uns viel mehr, als uns trennt, eben auch das Bedürfnis sein*ihr Geschäft zu machen. Wir befinden uns nun einmal in Deutschland, einem Land in dem tagtäglich rassistische Angriffe auf Menschen anderer Herkunft geschehen, eben aufgrund eines Stolzes auf die eigene Nation. Daher bleiben wir dabei: für uns gibt es wichtigeres als Deutschland, und Kacken gehört auf jeden Fall dazu.

Pudding und Niels zum Anhören

In der letzten Woche hatten wir die Möglichkeit, unser Projekt in einem weiteren sehr bekannten Medium zu präsentieren – dem Stern. Und zwar in dessen Podcast MONO, in welchem Pudding knapp 20 Minuten lang zu hören ist. Er berichtet über seine eigenen Erfahrungen in Sachsen und seine Analyse der Lage. Dabei kommt er unweigerlich auch auf das Dorf der Jugend zu sprechen. Hier findet ihr den kurzen Artikel dazu und hier den Podcast in voller Länge. Außerdem hat Niels ein Interview bei Radio Corax gegeben, dieses findet ihr hier.

#saveyourhinterland in der Jungle World

Die jungle.world berichtet unter dem Titel #saveyourhinterland noch einmal über den Entstehungshintergrund unseres Projektes und unsere aktuelle Auseinandersetzung mit dem Jugendamt. Dabei findet auch der Bundeskongress linker Räume und Zentren, an welchem auch wir teilgenommen haben, Erwähnung. Wir möchten aber noch darauf hinweisen, dass das Jugendamt beim Landkreis angesiedelt ist und nicht beim Stadtrat, wie es im Artikel zum Teil vermittelt wird. Wie im oben erwähnten Artikel der LVZ beschrieben können wir aktuell auf die Unterstützung des Stadtrates bauen.


#saveyourhinterland / 11.04.2019

Pressemitteilung des Projektes „Dorf der Jugend“
  • Eine jugendliche Oase
  • Es könnte bald vorbei sein
  • Das Problem
  • Gegensätzlichkeit und Enttäuschung
  • Relevanz des Themas
  • Wie geholfen werden kann
  • Weiterführende Links
  • Spendenmöglichkeiten

Eine jugendliche Oase

Seit  2014  wandelt  sich  die Alte  Spitzenfabrik, am  Muldenufer  im  sächsischen  Grimma  gelegen,  von 
einer abrisswürdigen Industrieruine zu einem florierenden jugendkulturellen Hotspot. Das darin
angesiedelte Projekt der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, das „Dorf der Jugend“, findet nicht nur
innerhalb der städtischen Jugend, sondern ebenso weit über das Stadtgebiet hinausgehend, Anklang.
Die Verleihung des taz. Panterpreises oder der Goldenen Henne an das Projekt zeigt dies exemplarisch.

Es könnte bald vorbei sein

In der letzten Woche wurde nun klar, dass der Fortgang des Projektes in Gefahr ist. Der Trägerverein des Projektes hatte sich um eine Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe bemüht, jedoch wurde der Antrag von dem zuständigen Jugendamt abgelehnt. Die Arbeit vor Ort wird nun schon seit mehr als einem halben Jahr erschwert und dies ist nun ein weiterer Tropfen in das überlaufende Fass.
Im Spätsommer letzten Jahres wurde bereits versucht, neben der einen geförderten Fachkraftstelle, zwei weitere Sozialarbeiter*innen einstellen zu können und dafür weitere Förderung zu bekommen. Das Projekt hat mittlerweile ein qualitatives, sowie quantitatives Ausmaß angenommen, welches mit nur einem hauptamtlich beschäftigten Menschen nicht mehr leistbar ist. Es arbeitet aktuell nur ein Sozialarbeiter im Projekt, jegliche andere Arbeit wird ehrenamtlich durch die im Projekt engagierten Jugendlichen übernommen. Dem Anspruch, fachlich fundierte Offene Kinder- und Jugendarbeit weiterhin zu betreiben, kann unter diesen Bedingungen nicht nachgekommen werden. Weiterhin gibt es in Grimma sonst kaum weitere Angebote, die an die Bedürfnisse von jungen Menschen zwischen 14 und 27 Jahren angepasst und für diese Altersgruppe von Interesse sind. Wäre der Träger des Projektes anerkannt worden bestünde die Möglichkeit, eine langfristige und stetige staatliche Förderung oder Zugang zu anderen, nichtstaatlichen Förderungen, zu erhalten

Das Problem

Die Anerkennung als freier Träger wurde aus vermeintlich fachlichen, sowie formalen Gründen versagt, die einerseits aus theoretischer Sicht der Sozialen Arbeit wiederlegbar und andererseits juristisch angreifbar sind. Viel mehr erscheint es so, dass bewusst und immer wieder an den Haaren herbeigezogene Gründe vorgebracht werden, um davon abzulenken, dass im Kern ein persönliches Problem mit dem angestellten Sozialarbeiter Tobias Burdukat sowie mit der klaren politischen Haltung der im Projekt engagierten Jugendlichen vorliegt.

Gegensätzlichkeit und Enttäuschung

Das Projekt „Dorf der Jugend“ wird dauerhaft als „Leuchtturmprojekt“ mit sachsen- sowie bundesweiter Relevanz bezeichnet und gewürdigt, dennoch scheint es aktuell an diesem kleinen Schritt zu scheitern. Diese Gegensätzlichkeit ist nicht nachvollziehbar und sorgt innerhalb des Projektes für Unmut, Enttäuschung und Fassungslosigkeit. Selbst bei einem Besuch der Fragerunde für Menschen unter 27 Jahren im Jugendhilfeausschuss des Landkreises, bei welchem die engagierten Jugendlichen Fragen zu dieser Thematik stellen wollten, kam zu keinem Zeitpunkt das Gefühl auf, dass die Stimmen und Gedanken der Jugendlichen irgendeine Relevanz und Wichtigkeit für die erwachsenen Mitglieder des Ausschusses haben.

Relevanz des Themas

Die Jugendarbeit, die im Projekt stattfindet, ist in seinen Grundzügen keineswegs neuartig. Es werden eher die theoretischen Fundamente angewandt, die vor Jahrzehnten erdacht worden und die Jugendarbeit zuallererst definierten. Gleichwohl ist es ungewöhnlich, Jugendarbeit in dieser Reinform durchzuführen. Obwohl sich das Projekt einen Namen gemacht hat, obwohl es sich einmischen konnte, obwohl Jugendliche mehrmals innerhalb einer Woche den Ort besuchen und gestalten, auch wenn diese mittlerweile in anderen Orten wohnen, wird dies nicht durch die Anerkennung gewürdigt. Eigentlich sind genug Beweise erbracht, dass die fachliche Arbeit des Projektes funktioniert und Früchte trägt. Wenn nun aber einmal dieser Arbeit solche Steine in den Weg gelegt werden, kann dies fortan bei jeder ähnlichen Entscheidung weiter so getan werden. Das heißt, dass nicht nur das Projekt selbst ein ernsthaftes Problem hat, sondern jedes ähnlich konzipierte Projekt in Deutschland in Zukunft vor diesem Problem stehen kann. Sobald sich Jugendliche nun wirklich einbringen und positionieren, haben Erwachsene Angst und stellen sich quer – so zumindest der Eindruck.

Wie geholfen werden kann

Nun ist aber genau dieser Zustand erreicht. Das Projekt kann nicht weitergeführt werden ohne weitere Sozialarbeiter*innen. Wie beschrieben ist dies auf den immensen Arbeitsaufwand des Projektes zurückzuführen, der mit einem hauptamtlichen Menschen und ehrenamtlicher jugendlicher Unterstützung nicht gestemmt werden kann, sowie dem existierenden Bedarf an weitere Angebote für Menschen zwischen 14 und 27 Jahren. Um trotz des Ausbleibens einer institutionellen Förderung Menschen einstellen zu können, haben wir beschlossen selbst tätig zu werden. Wir haben eine Kampagne auf Patreon gestartet, bei welcher man das „Dorf der Jugend“ monatlich finanziell unterstützen kann, ebenfalls gibt es ein PayPal- Konto, über welches unkompliziert Geld an das Projekt gespendet werden kann. Selbstredend ist es möglich, an das Bankkonto des Vereins zu spenden. Die nötigen Informationen finden sich weiter unten. Wir würden uns also freuen, wenn ihr das „Dorf der Jugend“ unterstützt und wir gemeinsam ein Zeichen für die Relevanz guter Jugendarbeit setzen können.

Weiterführende Links

#saveyourhinterland | Dorf der Jugend

Hintergründe zum Anerkennungsverfahren des FJZ e.V.

Eindrücke der Jugendlichen nach dem Jugendhilfeausschuss vom 02.04.2019

Stellungnahme zu den fachlichen Bedenken durch den FJZ e.V. vom 28.02.2019

Persönliche Stellungnahme des Sozialarbeiters Tobias Burdukat vom 11.04.2019

Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 03.04.2019

Spendenmöglichkeiten


Das ist nicht der Fall / 03.04.2019

Wer den Kontext verstehen mag, kann gern diesen Beitrag darunter auf unserer Homepage oder diesen Artikel der Leipziger Volkszeitung vom 03.04.19 lesen.

Es gibt so Tage, an denen entstehen Running Gags. Gestern war so ein Tag. Die Jugendlichen des Projektes machten sich auf zum Jugendhilfeausschuss nach Borna, um in der anfänglichen Fragerunde an den Ausschuss für Menschen unter 27 Jahren Fragen zu stellen. Fragen, die mit der drohenden Ablehnung des Antrags auf Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe des FJZ e.V., dem Trägerverein des Projektes, zusammenhängen. Natürlich wird im Projekt auch über Tätigkeiten des Vereins gesprochen und nicht nur im Verein und bei Pudding selbst entstehen Fragen bezüglich des Antrages auf Anerkennung, sondern auch bei den Jugendlichen. Deswegen sind mehrere zu diesem Ausschuss gefahren.

Ein Ausdruck des Sitzungsleiters brannte sich besonders ins Gedächtnis: “Gibt es noch weitere Fragen? Ich sehe, dass ist nicht der Fall.” Anzumerken sei hierbei, dass zwischen den beiden Sätzen nahezu keine Pause gelassen wurde. Wir hatten sehr wohl viele Fragen und haben versucht, diese zu stellen.

Es soll nun erklärt werden, was aus unserer Sicht bei diesem Ausschuss “nicht der Fall war”.

Scheinbar wird die Fragerunde sonst eher wenig besucht. Wenn also mehrere Jugendliche über zehn Fragen dabei haben, ist das ungewöhnlich. Das äußerte sich darin, dass schon nach wenigen Fragen im Ausschuss scheinbar keine Lust darauf bestand, dass noch weitere Fragen gestellt werden. Augenrollen, Stirnrunzeln und Seufzer aus einigen Reihen des Ausschusses waren nur einige Anzeichen hierfür. Hatte da ein Mensch Lust, dass mehrere Fragen von Jugendlichen gestellt werden? Das war nicht der Fall.

Es wurde bereits nach wenigen Fragen drauf verwiesen, dass über die Anerkennung im nicht- öffentlichen Teil beraten wird, weswegen darauf keine Auskunft gegeben werden kann. Soweit, so gut.

Irgendwann ging es dann darauf über, dass auf jede Frage geantwortet wurde, dass diese Frage nicht beantwortet werden kann. Es musste jedes Mal darum gekämpft werden, dass von der Verwaltung eine Antwort gegeben wurde. Manchmal waren die Fragen “zu komplex”, dann wurde wieder darauf verwiesen, dass erst im nicht-öffentlichen Teil darüber gesprochen wird. Oftmals wollte der Sitzungsleiter die Fragen abweisen und nicht die Möglichkeit geben, weiter nachzufragen. An welcher Stelle sonst sollen Jugendliche denn mit der Verwaltung ins Gespräch kommen? Ebenfalls haben Jugendliche ein Recht darauf, “komplexe Sachverhalte” erklärt zu bekommen. Auch in eben dieser Fragerunde. Interessiert sich ein Mensch dort für die Fragen der Jugendlichen? Das war nicht der Fall.

Es fühlt sich ziemlich mies an, dauernd abgeblockt und vertröstet zu werden. Wenn man sich mit Fragen vorbereitet und diese stellen möchte, jedes Mal aber eine andere Ausrede zu hören bekommt, warum es darauf keine Antwort geben kann, ist das scheiße. Dieses Wort trifft es leider am besten.

Fühlen wir uns als Jugendliche ernstgenommen von einem Jugendhilfeausschuss? Das ist nicht der Fall. Viel mehr kommt das Gefühl auf, zu nerven, Menschen Zeit zu rauben und nicht wichtig oder was auch immer genug zu sein, um Sachverhalte erklärt zu bekommen. Aber gut, Gefühle lassen sich nicht ändern.

Viel mehr bleibt nicht zu sagen. Da kann sich der Freistaat Sachsen noch so mit einem Jugendbeteiligungsparagraphen profilieren, in der Realität schaut es aber ziemlich düster aus. So zumindest der gestrige Eindruck. Wir sind mehr als enttäuscht.


Was hat es mit dem Jugendamt und dieser Anerkennung auf sich? / 03.04.2019

In letzter Zeit drehte sich bei uns im Projekt viel um das Jugendamt und eine Anerkennung des Trägervereins, dem FJZ e.V.,  als freier Träger der Jugendhilfe. So richtig haben wir aber noch nie erklärt, was genau da grad passiert und passiert ist. Es ist nun an der Zeit, die Hintergründe zu erläutern. Hierbei sei hervorzuheben, dass die Wahrnehmung des Trägers beschrieben wird. Die Zusammenhänge werden versucht so einfach wie möglich darzustellen um einen nachvollziehbaren Einblick zu geben. Das ist der Grund, warum hier nicht alle Punkte in Gänze beschrieben werden.

Im Kern geht es darum, dass der FJZ e.V. als Träger des Projektes “Dorf der Jugend” als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt werden möchte. Warum? Mit dieser Anerkennung hat der Verein die Chance, an der Jugendhilfeplanung mitzuwirken, die die Jugendhilfe im Landkreis organisiert, der Verein kann an dem Jugendhilfeausschuss teilnehmen und der wahrscheinlich wichtigste Grund: bei manchen größeren Förderungen, die zum Beispiel Personalkosten übernehmen, ist die Anerkennung Voraussetzung für eine Förderung. Im Umkehrschluss haben wir aktuell keine Möglichkeiten, wenigstens diese Art Förderung zu beantragen, würden dies aber gern tun.

Seitdem das Projekt eine Fachkraftstelle gefördert bekommt, fanden mit dem Jugendamt Gespräche statt, um den Antrag auf Anerkennung einreichen zu können. Der Beginn hiervon lässt sich auf Ende 2016/ Anfang 2017 datieren. Damals kam heraus, dass wir diese Anerkennung benötigen. Ende des Jahres 2017 fand wieder ein Gespräch mit dem Jugendamt statt, bei welchem dem Verein kommuniziert wurde, dass noch formale Dokumente fehlen, die für eine Bewilligung  nötig sind. Konkret ist die Rede von einer Kinderschutzvereinbarung nach §8a SGB VIII und einer Satzungsänderung des Vereins, die erkennbar macht, dass der Verein auf dem Gebiet der Jugendhilfe tätig ist. Die daraufhin erstellte Fachkraftkonzeption für das Projekt beinhaltete ebenfalls den Auftrag, dass der Verein anerkannter Träger werden muss.

Die notwendigen Satzungsänderungen wurden in der Mitgliederversammlung vom 19.04.2018 gemacht. Dieses Datum wird später noch relevant sein… Be prepared.

Nach dieser Änderung und der Erstellung der Kinderschutzvereinbarung wurde der Antrag eingereicht.

Etwa zeitgleich haben wir weitere Sozialarbeiter*innenstellen beantragt. Mit einer Stelle lässt sich der Aufwand des Projektes nicht stemmen und um der Konzeption des Projektes gerecht zu werden, bedarf es dieser Stellen.

Nach dieser Beantragung haben Vertreter*innen des Jugendamtes das Projekt besucht und mit dem Sozialarbeiter Tobias Burdukat (Pudding) vor Ort ein Gespräch geführt. Es zog einige Zeit ins Land und im Dezember 2018 wurde der Vorstand des Vereins zu einem Gespräch mit dem Jugendamt gebeten.

In diesem Gespräch wurden von Seiten des Jugendamtes objektive Bedenken geäußert, was die praktische Arbeit des Projektes und des Vereins betrifft. Um diese Bedenken zu erläutern, muss ein Blick in den gesetzlichen Rahmen gewagt werden. Die Anerkennung als freier Träger der Jugendhilfe ist in §75 SGB VIII geregelt. Es folgen der Wortlaut des Gesetzestextes und einige Anmerkungen hierzu. (§75 Abs. 3 SGB VIII wird ausgeblendet, da in unserem Fall irrelevant)

(1) Als Träger der freien Jugendhilfe können juristische Personen und Personenvereinigungen anerkannt werden, wenn sie

1.auf dem Gebiet der Jugendhilfe im Sinne des § 1 tätig sind,

In der Konzeption des Projektes steht geschrieben, dass das Projekt Jugendarbeit gemäß §11 SGB VIII macht und bekommt durch das Jugendamt eine Stelle gefördert, welche eben diese Arbeit durchführt. Dieser Punkt wird also durch den FJZ e.V. erfüllt.

2.gemeinnützige Ziele verfolgen,

Der FJZ e.V. ist ein gemeinnütziger Verein. Dies lässt sich über einen Bescheid des Finanzamtes nachweisen, welcher vorliegt. Auch dieser Punkt ist demnach erfüllt.

3.auf Grund der fachlichen und personellen Voraussetzungen erwarten lassen, dass sie einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Erfüllung der Aufgaben der Jugendhilfe zu leisten imstande sind, und

Im Projekt ist eine hauptamtliche Fachkraft angestellt, welche einen Bachelor in Sozialer Arbeit hat und demzufolge staatlich anerkannt als Sozialarbeiter arbeiten darf. Diese Voraussetzung kann also ebenfalls nachgewiesen werden.

4. die Gewähr für eine den Zielen des Grundgesetzes förderliche Arbeit bieten.

Zu eben diesem Punkt wurden vom Jugendamt Bedenken geäußert. Es wird exemplarisch nur einer genannt: der Auftritt der Band Egotronic auf dem Crossover Festival #13. Diese vertritt in (nicht nur) ihren Texten eine klar antifaschistische Haltung. Einige Textpassagen haben scheinbar zu Bedenken geführt. Das kein einziger Song der Band auf dem Index steht, gleichwohl FSK 0 sind und klar der Meinungs- und Kunstfreiheit unterstehen, wurde ausgeblendet.

(2) Einen Anspruch auf Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe hat unter den Voraussetzungen des Absatzes 1, wer auf dem Gebiet der Jugendhilfe mindestens drei Jahre tätig gewesen ist.

Der FJZ e.V. existiert seit 2006 und führt seitdem Projekte durch, zum Beispiel das Crossover Festival, das 24-Stunden- Basketballturnier oder Ähnliches. Jedoch erst seit zwei Jahren mit einer hauptamtlichen Fachkraft. Einen Rechtsanspruch besteht laut Jugendamt daraus ableitend noch nicht. Ein Antrag kann jedoch gestellt werden. Die Entscheidung liegt hierbei dann im Ermessen des Jugendamtes.

Im Gespräch mit dem Jugendamt wurde um eine Stellungnahme zu den Bedenken gebeten. Diese ging Ende Februar beim Jugendamt ein. Daraufhin wurden der gesamte Vorstand des Vereins und die Fachkraft zu einem Gespräch ins Jugendamt eingeladen. Dieses fand Mitte März 2019 statt. In diesem Gespräch wiederum wurde mitgeteilt, dass bei der Ermessensausübung Gründe hervortraten, dem Verein die Anerkennung zu verwehren. In der Beschreibung zu den Voraussetzungen einer Anerkennung gemäß §75 SGB VIII wurde weiter oben beschrieben, dass der FJZ e.V. noch keine drei Jahre auf dem Gebiet der Jugendhilfe tätig ist und demzufolge Ermessen ausgeübt werden muss. Hierzu werden vom Landesjugendamt Sachsen verfasste „ermessenleitende Gesichtspunkte“ zu Rate gezogen. Auch hierzu nur eine kurze Ausführung. Einerseits muss die Verwaltung dem Gleichbehandlungsgrundsatz folgen und bei einem Anerkennungsverfahren in der Vergangenheit wurde erst nach den drei Jahren bewilligt. Dies muss von Seiten der Verwaltung bedacht werden. Andererseits soll seit mindestens einem Jahr erkennbar sein, dass der Verein in der praktischen Arbeit Jugendarbeit macht und in seiner Satzung zeigt, dass er dies tut. In der Satzung, die vor dem 19.04.2018 existierte, war dies laut Jugendamt nicht der Fall. Demzufolge würde der Verein diesen Gesichtspunkt noch nicht ganz ein Jahr lang in der Satzung verankert haben. Genauer gesagt fehlte zu diesem Datum noch etwa ein Monat, beim Verfassen des Beitrages ein wenig über zwei Wochen. Nun gut.

Es kommt ein wenig so rüber, als würden dauerhaft neue Gründe zu Tage gebracht werden, warum die Anerkennung verwehrt werden muss. Zu Beginn waren es noch „objektive Bedenken“ bezüglich der fachlichen Arbeit, auf einmal wurden es aber juristische Tatbestände, die einer Anerkennung im Weg stehen.

Man muss der Fairness halber zugeben, dass wir uns mit dem nötigen Präventions- und Schutzkonzept des Vereins zu viel Zeit gelassen haben. Jedoch liegt dies dem Jugendamt seit nachweislich einer Woche vor.

Wie auch immer. Mit der drohenden Ablehnung, oder wie im LVZ Artikel beschrieben, mit der Ablehnung, kann das Projekt auf Dauer nicht funktionieren. Es bedarf einer stetigeren Förderung und mehr Sozialarbeiter*innen, damit das Projekt gemäß der Konzeption durchgeführt werden kann und der nachgewiesene nötige Bedarf des Projektes gedeckt werden kann.

Um die Stellen finanzieren zu können, haben wir ein Crowdfunding gestartet. Wenn ihr uns unterstützen möchtet, schaut mal bei Patreon vorbei oder auf unserem PayPal- Account.


Die Saison ist eröffnet – das Container Opening war ein voller Erfolg! / 31.03.2019

Am 30.03.2019 eröffneten wir feierlich zum 4. Male unser Container Café direkt am malerischen Radweg.

Bereits 12 Uhr bildete sich eine kleine Traube um die Klappen, es sammelten sich Menschen auf der Muldenwiese und das Gelände rund um das Café füllte sich zunehmend. Es wurde gemalt, gebastelt, entdeckt und Tischtennis gespielt. Bei traumhafter Mittagssonne und sommergleichen Temperaturen bespielten das Duo Arik und Malo mit Gitarre, Gesang und Contrabass mit ihrer wunderschönen und stilvollen Musik die sich sonnende Menge. Gegen Nachmittag legte unser Kulturprogramm noch einen drauf und Rüh´s Rache (Improvisationstheater) sorgte für jede Menge Lacher und Unterhaltung. 13 Kuchen später, nachdem die Sonne langsam untergegangen war, klung die Veranstaltung gediegen am Lagerfeuer aus.

Spontan besuchten uns zur Eröffnung auch gleich noch ZSK, Helem und ihre Crew. Auf ihrem Weg zwischen ihrem Auftritt in Cottbus und Leipzig machten sie vorm Soundcheck eine kleine Kaffeepause und fütterten unsere Spendenbox;-), was wir gleich mit in die Finanzierung der Szialarbeiter*innen stecken werden! Danke!

Wir sind immer noch vollkommen baff, wie unfassbar schön dieses Event war. Nicht nur das Wetter war grandios, auch die mitfeiernden Menschen waren eine Wonne!

Auf das dies ein Omen für die kommende Container Saison war!

Wir freuen uns auf euch


Jugendamt vs Dorf der Jugend / 13.03.2019

Dieses mal bekommt ihr die Einladung zum dopl87a, am 14.03.2019 18 Uhr verpackt in ein neues Format des Newsbeitrages, welches wir beim nächsten mal wieder trennen werden um hier auf der Homepage die Übersicht zu behalten.

1. Kapitel: Transparenz

Der Newsbeitrag und die Einladungsmail über unseren Verteiler ähneln sich heute. Doch warum ist das so?

Zum einen liegt das daran, dass sich die Tätigkeiten und Aktivitäten gerade rund um den Bau eines Mitarbeiter_innenbüros drehen und eine kleine aber feine und fleißige Baucrew täglich von 9-18 Uhr irgendeine Maschine auf dem Gelände in der Hand hat und es dann eng wird mit der Öffentlichkeitsarbeit, und zum anderen betrifft der relevanteste Punkt auch den Verein und mich. Deshalb macht es einfach Sinn, dies hier und heute zusammen zu führen.

Die Natur oder besser das Wetter hat mit seinen Stürmen einigen Schaden auf dem Gelände und am Gebäude angerichtet, aber nix, was wir nicht auch wieder beheben können, deshalb ist der natürliche Sturm wahrscheinlich gerade unser geringstes Problem. Ein vom Jugendamt produzierter Sturm ist am Montag noch einmal richtig heftig geworden und hat Schäden in unseren Köpfen hinterlassen. So sehr, dass Einige von uns, die an dem Gespräch mit dem Amt teilgenommen haben, bis tief in die gestrige Nacht damit zu kämpfen hatten, nicht schlafen konnten und sich hilfesuchend an ihre Liebsten wandten um sich irgendwie wieder motivieren zu können.

Tiefschläge sind eine harte Angelegenheit, aber sicher nicht das Ende!

Aber von vorn!

Wir erwähnen dieses Thema ja nun schon seit einigen Newsletterbeiträgen, aber so richtig erklärt haben wir es noch nicht und dies werde ich nun im Sinne der Transparenz versuchen.

Das Projekt “Dorf der Jugend” befindet sich in Trägerschaft des FJZ e.V., diesen gibt es seit 2006/2007 und über all die Jahre wurde das Crossover Festival, 24h Basketballturnier in Grimma oder ettliche andere Events und Workshops im Bereich der Jugend und Kulturarbeit organisiert und durchgeführt, zusätzlich entstand aus ihm heraus ein eigenständiger Basketballverein (Spartak United), alles in ehrenamtlicher Arbeit und manchmal auch mit Förderung durch den Landkreis oder anderen öffentlichen oder privaten Trägern, welche die Jugendarbeit unterstützen wollten. Seit 2017 erhalten wir eine Institutionelle Förderung durch das Jugendamt von 30h für die Offene Kinder- und Jugendarbeit im Projekt “Dorf der Jugend”. Letztes Jahr stellten wir einen Antrag um in Grimma eine Streetwork zu installieren und das bisherige Projekt zu sichern, da es zu groß ist und mit 30h nicht mehr stemmbar. Dieser wurde uns abgelehnt und ich habe diese Ablehnung kritisch hinterfragt in den politischen Gremien. Voraussetzung für eine solche langfristige institutionelle Förderung ist eine Anerkennung als Freier Träger der Jugendhilfe, denn dadurch wird der Verein Teil der Jugendhilfeplanung und wir gewinnen eine Art Planungssicherheit für die Arbeit, welche wir machen und machen wollen.

Im Dezember 2017 hatten wir ein Gespräch mit dem Jugendamt, bei dem unserer Stellv. Vorsitzenden Ulrike Läbe und mir, als Sozialarbeiter im Projekt, mitgeteilt wurde, dass bei den eingereichten Unterlagen noch kleinere Nachbesserungen zu machen sind. Was ja eigentlich logisch war, denn bisher haben solche genauen Formalien keine Rolle gespielt. Gesagt getan, wir haben ein Kinderschutzkonzept erarbeitet und haben die wesentliche Formalie einer Satzungsänderung am 19.04.2018 vollzogen. Wir sollten in unsere Satzung noch explizit Jugendhilfe als Vereinszweck mit aufnehmen, da wir bisher nur eine schwammige Formulierung zu Jugendarbeit in der Satzung hatten. Nachdem dies abgearbeitet war, haben wir erneut unsere Unterlagen eingereicht und im Oktober 2018 dann auch den Antrag auf Anerkennung gestellt.

An dieser Stelle ist es wichtig für euch zu wissen, dass die Voraussetzung für eine solche Anerkennung in erster Linie eine Tätigkeit auf dem Gebiet der Jugendhilfe ist. Nach einem Jahr kann der Träger einen Antrag stellen und nach 3 Jahren entsteht ein Rechtsanspruch. Hier gilt es zu erwähnen, dass der FJZ zum Zeitpunkt der Antragstellung seit 11 Jahren praktisch auf dem Gebiet tätig ist, überwiegend ehrenamtlich, aber seit 01.01.2017 (22 Monate zum Zeitpunkt der Antragstellung) auch hauptamtlich mit einer geförderten Stelle durch Beschlüsse des Jugendhilfeausschuss im Landkreis Leipzig.

Merkt euch die Zeiträume, die ich nenne;-)

Wenn die 3 Jahre noch nicht um sind, kann die Verwaltung dem Antrag nach eigenem Ermessen zustimmen. Nach unserem Gespräch im Jahr 2017 wurden wir im Glauben gelassen, sie begründen das Tätigwerden mit der hauptamtlichen Stelle und nicht mit dem Ehrenamt, was schon irgendwie verwirrend war, aber gut, das haben wir so hingenommen, da wir ja seit 2017 eine hauptamtliche Stelle im Projekt haben, also Antrag gestellt und ab dafür.

Im Dezember 2018 fand dann wieder ein Gespräch mit unserer Stellvertretenden Vorsitzenden statt. In diesem Gespräch wurde unterm Strich damit argumentiert, dass die Jugendlichen Bands (hier: Egotronic) mögen und zum Crossover Festival einladen, die das Jugendamt nicht toll findet und dass sie Graffiti’s sprühen mit Inhalten (z.B. “Kacken ist wichtiger als Deutschland”), die dem Jugendamt nicht gefallen. Zusätzlich beanstandeten sie FCK AFD Aufkleber auf dem Gelände und schätzten ein, dass der Verein und ich als Sozialarbeiter innerhalb des Projektes die freiheitlich Demokratische Grundordnung nicht anerkennen würden. Da ihnen wahrscheinlich von vornherein klar war das dies im Zusammenhang mit der Sozialen Arbeit, insbesondere der Jugendarbeit und vor allem im Zusammenhang mit dem Grundgesetz alles irgendwie nicht ganz haltbar ist, begründeten sie eine kommende Ablehung damit, dass sie sagten, wir sind noch keine 3 Jahre auf dem Gebiet der Jugendhilfe tätig. Nach dieser Logik würde nie ein Verein der ehrenamtlich tätig ist diese Anerkennung erhalten, um damit dann mit Institutioneller Förderung arbeiten zu können. Gleichzeitig wurden wir mit einer Gesprächsnotiz welche im Januar 2019 bei uns eintrudelte aufgefordert zu den Vorwürfen, das wir anscheinend in Grimma die Weltrevolution vorbereiten und ich ein Sektenführer bin, der Jugendlichen im ländlichen Raum etwas über die “bösen” Menschenrechte, die “armen und scheinbar guten” Menschenhasser und gesellschaftliche Zusammenhänge und den aktuellen sehr wirren Diskurs erzählt, Stellung zu nehmen.

Dies haben wir sehr umfassend gemacht, wir haben uns externe Meinungen zum Projekt eingeholt und haben anhand von Sozialpädagogischen Theorien, den Zusammenhängen zwischen Sozialer Arbeit und dem Grundgesetz und vor allem an rechtlich bindenden Urteilen des Bundesverfassungsgerichtes eine umfassende Stellungnahme verfasst mit dem Ergebnis uns die Anerkennung zu erteilen. Diese Stellungnahme und den gesamten Prozess werden wir euch versuchen in den kommenden Wochen darzustellen, auch die Stellungnahme soll euch nicht vorenthalten werden, aber alles zu seiner Zeit.

Am Montag dieser Woche war nun das Gespräch zur Stellungnahme angesetzt. Wir waren vom Verein mit vier Menschen vor Ort. Haben uns vorher noch auf einen Kaffee getroffen und darüber gesprochen bis zu welchen Punkten wir Kompromissbereit sind und wie wir mit den Inhalten und der Aufarbeitungen innerhalb der Stellungnahme umgehen, da dort teilweise krasse Anschuldigungen gegen den Verein und mich als Sozialarbeiter und Mensch getätigt wurden. Wir waren uns einig das wir die Stellungnahme in einer entschärften Form (um das Verhältnis zwischen Amt und FJZ wieder zu kitten) mindestens dem Fachdiskurs der Jugendarbeit und Sozialen Arbeit zur Verfügung zu stellen, aber es vielleicht nicht ganz an die große Glocke hängen.

Was ist nun passiert?

Das Jugendamt hat es geschafft dem Ganzen noch eins drauf zu setzen was dann zu den eingangs erwähnten Reaktionen bei uns führte. Sie erläuterten uns nun an neuen Beispielen warum sie diesen Antrag auf Anerkennung nach ihrem Ermessen ablehnen müssen. Ich verkürze die Erläuterungen und überlasse euch die Schlussfolgerung denn nach dem bisher geschriebenen Text und dem was ihr über das Projekt wisst könnt ihr euch dazu wahrscheinlich selbstständig eine gute Meinung bilden.

Grund Nummer 1:

In unserer Satzung steht erst seit dem 19.04.2018 explizit drinnen das wir auf dem Gebiet der Jugendhilfe tätig sind. Damit kann das eine Jahr Tätigkeit auf dem Gebiet der Jugendhilfe formal nicht erfüllt werden.

Hier noch ein paar Hardfacts: wir haben heute den 13.03. 2019, der Bescheid geht vermutlich am 02.04.2019 bei uns ein, am 18.04.2019 steht dies explizit seit einem Jahr in unserer Satzung.

Grund Nummer 2:

Da wir NUR das eine Projekt im Bereich der Jugendarbeit (meint: Dorf der Jugend) begleiten (ähm ja das ist der konzeptionelle Grundgedanke alle Projekte wie zB ein Crossover Festival, eine Skateparkbetreuung etc. unter einem Dach zu vereinen) besteht keine ausreichende Relevanz um sagen zu können das der FJZ mit dem einen Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der Aufgaben der Jugendhilfe leistet.

Hier wussten wir nicht ob lachen jetzt die richtige körperliche Reaktion innerhalb des Gespräches gewesen wär. Ich denke Google beantwortet diese Frage für Außenstehende recht gut und wer es genauer sehen will komme mal vorbei;-)

Grund Nummer 3:

Im Jahr 2014 wurde einem Träger erst nach 3 Jahren Tätigkeit die Anerkennung gewährt und damit würde der Gleichheitsgrundsatz verletzt wenn wir jetzt, nach noch nicht mal einem Jahr Satzungsnachweis, die Anerkennung erhalten. Ein anderes Anerkennungsverfahren im Landkreis wurde nicht benannt! Zusätzlich hat 2014 das politische Gremium die Entscheidung getroffen (was nicht korrekt war) die jetzt das Jugendamt trifft!

Hopla!

Ihr könnt dies jetzt so oft lesen wie ihr möchtet und gern könnt ihr uns Mails schreiben und uns näher dazu befragen. Wichtig ist jedoch was wir jetzt damit machen.

Wir werden nächste Woche unsere ganze Kraft verwenden um die neuen Internetseiten fertig zu stellen und dann werden wir damit voraussichtlich am 25.03.2019 online gehen und werden versuchen die Soziale Arbeit im Projekt “Dorf der Jugend” über Spenden und Plattformen zu finanzieren, bei denen die Menschen unserer Gesellschaft selbst entscheiden welche Arbeit sie unterstützen möchten und mit welchem Betrag.

Wer uns Promotion mäßig und inhaltlich unterstützen möchte kann sich deshalb bei uns melden, ob Presse oder Influencer_in ihr seit herzlich eingeladen, aber Bitte wartet damit noch eine Woche bis alle Seiten auch bereit dafür sind und wir unsere Mitgliederversammlung hatten;-)

Wenn ihr mal nachfragen wollt was hier abgeht und was das alles soll dann könnt ihr dies am 02.04.2019 im Jugendhilfeausschuss in Borna tun! Geht 17 Uhr los in der Stauffenbergstraße in Borna!

Abschließend bekommt ihr wie gewohnt unsere Termine und wir freuen uns euch am Donnerstag beim Plenum begrüßen zu dürfen oder eine Nachricht von euch in unserem Postfach ankommt!

Termine:

Alle genannten Veranstaltungen finden auf dem Gelände der Alten Spitzenfabrik (Dornaer Weg 2, 04668 Grimma) statt. Falls ein anderer Ort gewählt wurde, wird explizit darauf hingewiesen.

  • 14.03.2019: dopl87a 18:00 Uhr
  • 19.03.2019: Mitgliederversammlung FJZ e.V.
  • 21.03.2019: AGVA16 Plenum
  • 30.03.2019: Openingparty Kraftcontainer
  • 02.04.2019: Jugendhilfeausschuss, Borna, Stauffenbergstr. 4
  • 05.04.2019: Denkt bunt! Tanzt bunt! (Konzert)
  • 11.05.2019: Wellenbrecher III (Konzert)
  • 15.06.2019: Rap&Chill (Konzert)
  • 21.06.-23.06.2019: „Kunsttage“
  • 05.08.-09.08.2019: Kindercamp
  • 30./31.08.2019: Crossover Festival #14
  • 28.09.2019: Herbstanfangsfestivität
  • 12.10.2019: Oktoberfest III- Krach im Herbstlaub (Konzert)
  • 26.10.2019: Closingparty Containercafé

2018

Society Broke Youth – GG Wieviel Meinung ist Ok?

Das Projekt “GG – Wieviel Meinung ist ok?” wurde von der Projektgruppe Society Broke Youth, kurz SBY, betreut.
Dieses Projekt entstand aus der Idee, über allgegenwärtige Themen, die oft im Alltag ohne großes Hintergrundwissen thematisiert werden, zu berichten.
Auf ihrem Blog wurden regelmäßig Fragen veröffentlicht, bei denen es um Menschenrechte, Gleichberechtigung und weitere spannende Themen geht. Über diese sprachen sie mit Passanten aus Grimma und Fachleuten aus der Umgebung, diskutieren untereinander, eignen sich Wissen bei Workshops an und fassen schließlich alles in einem Video zusammen. Alle Interviews und ein Resümee des gesamten Themas in Form eines Artikels wurden auf ihrer eigenen Website veröffentlicht.

Um mehr über das abgeschlossene Projekt zu erfahren klicke einfach hier.


#togetherwecreate -2-4-368-9- Nico Grimma ist BUNT / 17.05.2018

Grimma, Nicolaiplatz am 15. Mai 2018. Endlich war es soweit! Nachdem unser, im Projekt beschäftigter, Sozialarbeiter bereits 2012 nach der Möglichkeit der Gestaltung des Nicolaiplatzes im Zentrum von Grimma gefragt hatte, konnten wir nun endlich 6 Jahre später dieses Projekt realisieren.

Ein besonderer Dank geht hier vorweg an Johannes Heine, der diesen “Stein” zu Beginn diesen Jahres wieder ins rollen gebracht hat.

Ein aufwendiges Projekt, was sich sehen lassen kann.

2 – 4 – 368 – 9

Das sind die Zahlen hinter dem großen, bunten Kunstwerk.

2 Monate wurde die Aktion geplant, 4 Wochen dauerte es, bis das Konzept stand und auch im Maßstab gezeichnet worden ist. 368 Dosen standen den Jugendlichen zur Vollendung des Projekts zur Verfügung und knapp 9 h beanspruchte dann die Umsetzung der, schon lange in den Köpfen der Dörfler kursierenden, Illusion eines Graffitiprojekts am, bis dato verkommenen, Nicolaiplatz.

Viel Kleinarbeit war vor dem Sprayen nötig. So gab es viele Absprachen mit der Stadt bezüglich der Finanzierung, Flyer und Plakate wurden gestaltet und verteilt, die Kooperation mit dem Jugendhaus „Come In“ wurde in die Wege geleitet, das zu besprühende Rondell wurde grundiert und das Wichtigste, das Konzept, wurde in mühseliger Feinstarbeit auf Papier gebracht.

Nun konnte es losgehen und wir trafen uns gegen 9, um die Dosen zu sortieren und die Skizze anzuzeichnen. 14 Uhr sollte es dann losgehen, aber wir erregten mit der Vorarbeit so viel Aufmerksamkeit, dass es einige gar nicht mehr erwarten konnten und sofort zu der Dose griffen.

Somit war ein Startschuss gegeben und bald kamen immer mehr Jugendliche dazu und probierten sich an der Wand. Dass so viel Talent in uns allen steckt, hätten wir davor wahrscheinlich alle nicht geglaubt und selbst den Bürgermeister von Grimma konnte nichts mehr halten und auch er hatte seinen Anteil am neuen, bunten Rondell. Nun kann sich der Nicolaiplatz endlich wieder sehen lassen.

Frische Farben und ein aussagekräftiges Bild regen zum Nachdenken an.

Wir freuen uns über so viel Zuspruch und danken allen Beteiligten!

Another world is possible…!

Presse:

LVZ Region Grimma vom 17.05.2018 – Jugendliche in Grimma gestalten Bild am Rondell mit schicker Galerie 😉

Medienportal Grimma vom 16.05.2018 – Nicolaiplatz: Gammelrondell ist jetzt bunt!


Busy in Grimma-City und darüber hinaus / 08.05.2018

Da wir in den letzten Wochen an einigen Veranstaltungen parallel und nacheinander teilgenommen haben kommt hier mal ein kurzer Abriss mit Fotos und Berichten der Jugendlichen die, die Vielfalt an Veranstaltungen betreut haben. Zwischendurch hatte natürlich auch noch unser Containercafé geöffnet und wir entspannten bei gemütlichen Lagerfeuerabenden im Garten der Spitzenfabrik!

Konsensworkshop – Alte Spitzenfabrik, Grimma

Am 29.04.2018 trafen sich mehrere Jugendliche des Projektes auf dem Areal der Alten Spitzenfabrik zu einem Konsensworkshop. Es wurde darüber gesprochen und ausgearbeitet wie es zu einem Konsens kommen kann und was dies im Detail bedeutet. Wie ihr ja wisst haben wir uns innerhalb des Projektes darauf geeinigt Entscheidungen mittels einem Konsens zu treffen um die Macht innerhalb des Projektes möglichst zu minimieren. Dies bedeutet natürlich auch das viel Pflege und Kommunikation notwendig ist damit es zu einem Konsens kommt und nicht etwa einfach nur eine Mehrheit eine Entscheidung fällt und es so dazu kommt das die Mehrheit Macht über die Minderheit ausübt. Wir werden diesen Workshop in den kommenden Wochen sicherlich noch ein paar mal durchführen und wenn ihr Interesse daran habt könnt ihr euch gern an uns wenden.

Lämmermarkt – Kaditzsch

Bekanntlich findet am 1. Mai jedes Jahr der Lämmermarkt in Kaditzsch statt. Dies ist ein traditionelles Frühlingsfest, bei dem es eine farbenfrohe Palette an Angeboten für Jung und Alt gibt. Diesbezüglich hat das Dorf der Jugend mit der Unterstützung von SOR einen Bastel- und Hennastand organisiert und betreut. Gegen 9 Uhr trafen wir uns um jegliche Vorbereitungen zu treffen, richtig los ging es jedoch erst ab 11 Uhr. Unser Angebot beinhaltete das Herstellen von Nagelbildern, das Knüpfen von Armbändern und das Malen auf Leinwänden. Außerdem konnten sich die Kinder von SOR-Mitgliedern kleine Kunstwerke, bestehend aus Hennafarbe, auf Hände und Arme malen. Das Interesse war enorm, weswegen wir zwischen 11 Uhr und 19 Uhr full house hatten. Obwohl wir am Ende des Tages fix und fertig waren, war die Betreuung eines Bastelstandes eine neue Erfahrung für uns, welche wir im nächsten Jahr gerne wiederholen würden. Bei einem nächsten mal würden wir uns sehr freuen wenn die Erwachsenen auch mal einen Blick auf unseren Infostand werfen, denn Lesestoff hatten wir ausreichend dabei und entspannt im Gras liegen macht auch mit einem Buch oder Flyer Spass;-) Charlotte & Josy

Weltkindermaltag – Markt, Grimma

Am 05.05.2018 fand der von Staedler initiierte Weltkindermaltag unter dem Motto “typisch Grimma” auf dem Grimmaer Marktplatz statt. Ausgerüstet mit vielerlei bunten Stiften und Farben, sowie einer sehr langen Papierbahn positionierten wir uns auf dem Markt und warteten hoffnungsvoll auf zahlreiche Kinder. Die Sonne schien, die Musik lief und der Pinsel wurde fleißig geschwungen, so dass am Ende ein großes Kunstwerk von knapp 10 m entstand, welches später in der Klosterkirche zu sehen sein wird. Begleitet wurde die Veranstaltung von Firma Hempel, dem Faschingsclub Muldental, Fleischerei Keller, 3 lustigen Clowns und einer Ausstellung “Kinderarbeiten” im Rathausfoyer. Alles in allem eine gelungene Veranstaltung mit vielen kleinen und großen Künstlern. Sarah

LVZ Region Grimma vom 06.05.2018 Weltkindermaltag

Frühlingsrolle – Bad Lausick

Eine Woche nach dem Lämmermarkt, am 05.05.2018, wartete schon die nächste Aufgabe auf uns. Drei Mitglieder des SOR-Teams waren in Bad Lausick auf der Frühlingsrolle, ein Frühlingsfestival mit Angeboten wie Musik, Sport und künstlerischen Aktivitäten. Johanna und Ruven waren ebenfalls dabei, um mit Kindern ein Graffiti an der Hauswand der alten Rollschuhbahn zu kreieren. Wir hatten dort die Möglichkeit den Umgang mit einer Siebdruckmaschine zu erlernen und gleichzeitig einen dort vorhandenen Siebdruckstand zu betreuen. Siebdruck ist ein Druckverfahren bei dem Textilien mithilfe einer Siebdruckmaschine bedruckt werden können. Dabei konnten sich Jung und Alt ihre Motive auswählen bzw. beliebig zusammenstellen und diese auf T-Shirts oder Jutebeutel drucken. Von 13 bis 18 Uhr betreuten wir den Stand und genossen anschließend die Livemusik. Mit der neu erlernten Technik können wir nun auch im Dorf der Jugend und bei SOR unsere Siebdruckmaschine verwenden und eigene T-Shirts zu kreieren. Charlotte & Josy

Das „Dorf Der Jugend“ wurde dazu eingeladen, der Rückseite eines Schuppens wieder Leben einzuhauchen. Dies taten wir direkt nach Übergabe der Farbdosen. Beinahe Dreieinhalb Stunden benötigten wir für die Fertigstellung des farbenfrohen Graffitis, aber die Mühe, Arbeit und Zeit hat sich gelohnt, denn nun strahlt einem der Schriftzug „Rolle“, welches ein Spitzname für die Rollschuhbahn ist, förmlich ins Gesicht. Auch die Jüngsten wurden ins Geschehen einbezogen und so wurde dazu eingeladen, seine ersten Erfahrungen mit der Spraydose in der Hand zu sammeln. Breites Grinsen verbreitete sich über den Gesichtern der Kinder, was uns den Tag zufrieden abschließen ließ. Johanna


Rainbow alarm – St. Augustin wird bunt / 08.05.2018

Der erste Newsbeitrag der Schüler_inneninitiative St. Augustin denkt bunt! auf unserer gemeinsamen Dorf der Jugend Internetpräsentation. Dieser hat es natürlich gleich mit einem inhaltlichen Mamutthema aufgenommen welches in unserem gesellschaftlichen Diskurs viel zu oft unter geht. Aber lest selbst was die Jugendlichen von SOR euch zu berichten haben:

Unsere Schule, das Gymnasium St.Augustin, trägt seit dem 05.03.2015 den Titel „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“. Seit dem trifft sich eine Gruppe von freiwilligen und engagierten Schüler_innen, unter dem Namen „SOR“. Im Sommer des vergangenen Jahres gab es einen Generationswechsel im Team, welches nun aus etwa 15 Schüler_innen besteht, die sich gegen jegliche Form von Diskriminierung einsetzen. Tatkräftig unterstützt werden wir hierbei vom „Dorf der Jugend“ aus Grimma. Damit unsere Schule den Titel „ Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ weiterhin tragen kann, ist es notwendig, dass wir jährlich einen Projekttag zum Thema Diskriminierung an unserer Schule durchführen. Am 16.04.2018 haben wir, nach wochenlanger Vorbereitung, einen Projekttag in Klassenstufe 9 rund um das Thema Homophobie veranstaltet, welches zugleich das erste Projekt der neuen Generation gewesen ist. Schwerpunkte waren hierbei geschichtliche und aktuell politische Aspekte, sowie Vorurteile gegenüber LGBTIQ*s. Viel Inspiration haben wir durch einen Workshop-Nachmittag mit dem Rosalinde e.V. aus Leipzig, einem Verein der LGBTIQ*-Community, gewonnen. Wir haben versucht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Spiel und Information zu halten und diese beiden Elemente angenehm zu verbinden. Die Methode „spielerisches Lernen“ war unsere Grundlage um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, weshalb wir sowohl von den Lehrern als auch von den Schülern ein überwiegend positives Feedback erhalten haben. Bei einer gemeinsamen Auswertung wurde angemerkt, dass jene Art von Diskriminierung an unserer Schule wenig Beachtung bekommt. Aufgrund dessen haben wir vorgesehen dieses Thema nächstes Jahr erneut in den 9. Klassen zu behandeln.

Rückblickend können wir sagen, dass dies Alles mit viel zusätzlicher Arbeit verbunden war und auch weiterhin sein wird. Dennoch bereitet uns das aktive mitwirken bei SOR jede Menge Spaß und bringt viele neue, positive Erfahrungen mit sich. In der vergangenen Zeit sind wir zu einem richtigen Team mit starkem Gruppenzusammenhalt geworden, würden uns aber jederzeit über neue Gesichter freuen.

Euer SOR-Team


Unterstützt eine Spitzensache! / 08.04.2018

In Zeiten, in denen wieder nach einer starken deutschen Leitkultur geschrien wird, möchten wir abseits von dieser und des Mainstreams, bezahlbare Kultur für alle erlebbar machen.

Mit unseren Projekten des ersten diskriminierungsfreien Veranstaltungsraums im Kreis Grimma und dem Crossover Festival wollen wir diese Ideen auf dem Gelände der Alten Spitzenfabrik umsetzen.
Damit sich alle wohlfühlen, möchten wir darauf achten, dass alle Gäste die Grenzen der anderen respektieren. Das bedeutet auch keine Toleranz für offensichtlich rassistisch und sexistische Leute.

Wir sind Jugendliche aus Grimma und Umgebung, die eherenamtlich aktiv sind.

Helft uns mit eurer Spende: wir brauchen Kohle für ein weiteres eintrittsfreies, generationenübergreifendes Festival und noch ca. 20.000€ für die Fertigstellung des Veranstaltungsraumes!

Spendet an:

Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V.

IBAN: DE 21 860 954 84 510 000 19 44
BIC: GENODEF1GMV
Volks- und Raiffeisenbank Muldental eG

Betreff: Dorf der Jugend


DDJ work in progress / 28.03.2018

Hallo ihr lieben,

heute eine Meldung von der Großbaustelle auf allen Ebenen und mal eine etwas andere Plena Einladung. Verbunden ist diese gleich mit einem kurzen Bericht und Bildern der letzten Tage und dem Geschehen rund ums Dorf der Jugend und den unterschiedlichsten Aktionen. Wer im übrigen noch keine Idee hat wie er die Schulferienwoche nach Ostern verbringen soll der ist bei uns genau richtig! Wir freuen uns über jede helfende Hand!

Wie beim letzten dopl besprochen wurde diese Woche endlich damit begonnen in der Augustinergasse in Grimma ein bisschen Farbe an eine ziemlich lange Mauer zu bringen. Die ersten Bilder dieser Arbeit gibt es unmittelbar mit diesem Beitrag und hier ein großes Dankeschön an die mitwirkenden. Weiterhin ein riesiges Dankeschön geht an unsere AG Garten, die sich diese Woche der Gestaltung und Bepflanzung rund um das Containercafé gewidmet hat. Denn am morgigen Donnerstag den 29.03.2018 werdet ihr am Mulderadweg ab 16 Uhr wieder mit Kaffee und Kuchen versorgt. So eine Saisoneröffnung muss natürlich ordentlich gefeiert werden deshalb gibt es ab 20 Uhr auch noch musikalische DJ Umrahmung der ganzen Angelegenheit. Näher Infos gibt es in der dafür angelegten Facebookveranstaltung! Also nicht verpassen und vorbei kommen! Eure DJs Famous PO und 161kgPU sind bestens vorbereitet 😉

Im allgemeinen werden wir euch in den kommenden Wochen auch viel mehr über das Containercafé und dessen Funktion im Rahmen des Projektes berichten. Wir haben einiges an Gehirnschmalz über den Winter dafür verbrannt und ne Menge Ideen gesammelt und bisschen Strukturbastelein betrieben die wir euch Stück für Stück transparent darstellen werden.

Aktuell laufen auch die Baumaßnahmen im Veranstaltungsraum auf Hochtouren, es wird gemauert und wir arbeiten uns Stein für Stein an den zukünftigen, ersten Diskriminierungsfreien und durch Jugendliche verwalteten Veranstaltungsraum heran. Dafür brauchen wir allerdings noch Unterstützung und tatsächlich finanziellen Support! Dazu werden in den kommenden Wochen auch noch Spendenaufrufe gestartet, bei dessen Verbreitung wir uns sehr über eure Unterstützung freuen würden.

Da wir gerade intensiv in den Baumaßnahmen und den Vorbereitungen für die Eröffnung des Containercafé’s stecken laden wir zwar hiermit öffentlich für unser dopl67 ein, wollen aber Morgen spontan entscheiden ob wir es schaffen uns die Stunde heraus zu nehmen. Vielleicht finden wir ja auch die Möglichkeit bei der CoCa Eröffnung spontan bei Kaffee und Kuchen die Tagesordnung abzuarbeiten.


Zeit zum Zug Part II / 15.03.2018

Am 12.03 besprachen wir die Themen, welche wir im ersten Treffen von Zeit zum Zug, der diesjährigen Zukunftswerkstatt im Dorf der Jugend, zusammengetragen hatten noch einmal genauer.

Wir redeten darüber, wie wir die Diskriminierung an Schulen durch Schüler_innen oder sogar durch die Lehrer_innen minimieren oder gar verhindern könnten und welche Vorgehensweise wir dafür nutzen wollen. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass wir das Ganze in einer Studie festhalten könnten um es zum Beispiel dem Schulamt in guter Form vorlegen zu können. Außerdem wurde die Idee eingeworfen, eine Schüler_innenvollversammlung einzuberufen, um allen Schüler_innen das Thema näher zu bringen und sie darüber aufzuklären, dass man* dagegen vorgehen kann. Danach wurde die Idee eingebracht einen Briefkasten bzw. eine E-mail Adresse anzulegen, damit Betroffene ihre Probleme schildern können und möglicherweise geholfen werden kann.

Wir besprachen auch den Raum, welcher in der Innenstadt für Schüler_innen zugänglich sein soll. Da vor einiger Zeit mal der Vorschlag im Dorf der Jugend Plenum kam, einen ehrenamtlich betrieben Tauschladen in Grimma zu eröffnen, jedoch in der Fabrik kein Raum zur Verfügung stand, kam man* nun auf den Entschluss, den Tauschladen und den Raum für Jugendliche zu verbinden. Pudding fand mit Unterstützung eines Immobilienverwaltungsbüros einen Raum, bei dem das Projekt lediglich die Betriebskosten zahlen müsste. Jedoch ist dieser nur solange verfügbar bis jemand ihn mieten möchte. Der Laden beinhaltet 3 Räume, wobei einer als Tauschladen, einer als Raum für Jugendliche und einer als Raum für Workshops oder anderes genutzt werden könnte. Die Betriebskosten können wir über das Containercafé erwirtschaften.

Mittlerweile stehen auch die Skateelemente aus dem Teletubbyland an der Spitzenfabrik und wir freuen uns schon darauf den neuen Skatepark zu konstruieren! Warum und wieso das alles so schnell ging könnt ihr in diesem Artikel nachlesen!

Kommt beim nächsten mal einfach mit vorbei 😉

Die Jugendlichen von Zeit zum Zug II


Times gone bye / 13.03.2018

Ich habe jetzt über eine Stunde damit verbracht ein repräsentatives Bild für das Teletubbyland in Grimma zu finden. Danach hatte ich tatsächlich Tränen im Auge da ich auf meinem Rechner, Bilder von Momenten, Küssen, Skate und BMX Contests, Crossover Festivals (11 Stück), Grillabenden, Streetballturnieren, Graffitievents, Snowboardcontests und und und … durchgesehen hab. Ich kann mich dabei nicht entscheiden und wähle damit ein Titelbild welches wir auf der Facebookseite bereits einmal hatten. Auf der Facebook Seite des Teletubbylandes in Grimma findet ihr einen Auszug aus fast 20 Jahren Teletubbyland! Scheiße sind wir alt geworden!

Tja und es ändert sich etwas, es ändert sich VIEL! Beim durchsehen der Bilder musste ich mir auch zahlreiche Bilder anschauen die den Zustand des Teletubbylandes der letzten Jahre und den zunehmenden Verfall gut dokumentieren. Im Jahr 2016 haben wir als waterkant CRU mit den Jugendlichen die Im Projekt “Dorf der Jugend” aktiv sind zum Subbotnik der Stadt Grimma einen letzten großen Arbeitseinsatz gemacht und das Teletubbyland von Unmengen an Müll befreit, als wir 14 Tage später wieder auf dem Gelände waren sah es wieder so aus als hätte der Subbotnik niemals statt gefunden. Ebenfalls im Jahr 2016 kam der Genickbruch für die Belebung des Geländes, der Abbruch der einzigen legalen Graffitiwall, mit einer Gesamtlänge von über 100 m, im Umland Leipzigs. Daraufhin verlor das Gelände einen wesentlichen Bestandteil seiner Existenz, der auch ohne nachwachsende Skater_innen und BMXer_innen immer dafür gesorgt hat das mensch sich im Sommer im TTL getroffen hat. Streetball gespielt hat, den Grill aufgestellt hat und eine schöne Zeit hatte.

Wir haben in den letzten Jahren einen Pumptrack gebaut, haben den Skatepark auf eigene Kosten in Stand gehalten, haben sauber gemacht und haben das Gelände belebt. Der Dank dafür waren Anfeindungen das es scheiße aussieht und wir uns bitte darum kümmern sollen. Weiterhin waren immer die Jugendlichen, angeblich dafür verantwortlich, die sich unterm Strich darum gekümmert haben, obwohl dies jedweder Logik widerspricht! Denn warum sollen diese Jugendlichen die das Gelände nutzen wollen es als Müllhalte nutzen? Diskussionen über Diskussionen, Ärger im Ärger, aber alles erträglich denn die schönen Erinnerungen an das TTL überwiegen und diese werden immer im Herzen von uns allen sein die mit dem TTL einen Großteil ihrer Jugend verbinden und die sich dort austesten und ausprobieren konnten.

Was ist passiert?

Bereits im Jahr 2012 haben wir darauf aufmerksam gemacht das die Skateelemente durch uns zwar instand gehalten werden können, es zwingend aber eine Lösungsmöglichkeit braucht wie die Elemente langfristig sicher und TÜV gerecht erhalten werden können. Anfang diesen Jahres war nun der TÜV im TTL und der Skatepark wurde gesperrt. Deshalb wird er aktuell demontiert, der BMX und Dirtbike Pumptrack wird ebenfalls zurück gebaut.

Die Instandsetzungsmaßnahmen für die Skateelemente umfassen Umfangreiche Arbeiten die einen 5 stelligen Betrag ergeben werden. Dies ist an dem Standort Teletubbyland nicht leistbar, da sich über die Jahre gezeigt hat das es zwar immer Menschen gibt die diese Elemente nutzen, leider gibt es jedoch auch Menschen die, aus welchen Gründen auch immer diese Elemente anzünden, Glasflaschen auf dem Skatepark und dem Streetballplatz zerschmeißen und ihren Müll im Beachvolleyballplatz hinterlassen. Es tut irgendwie weh dies zu schreiben, aber ein Umzug ist unumgänglich und bietet somit vielleicht die Chance wieder einen ordentlichen und stetig nutzbaren Skatepark in Grimma zu haben.

Im Teletubbyland bleibt der Basketball und Beachvolleyballplatz erhalten, beide werden auch wieder in Stand gesetzt. Zusätzlich sollen Mülleimer aufgestellt werden und vielleicht auch noch ein paar Kinderspielplatz Elemente aufgebaut werden um den Menschen die im angrenzenden Wohngebiet leben einen Spielplatz bieten zu können. Da die Skate/BMX Elemente einer regelmäßigen Pflege unterliegen müssen zieht der Skate/BMX Park an die Alte Spitzenfabrik in Grimma um. Wir haben hier vor Ort schon etliche Skateelemente die wir in Workshops mit den Jugendlichen gebaut haben. Da wir hier vor Ort sind können wir uns auch darum kümmern das die Elemente ganz und der Platz befahrbar bleibt. Zusätzlich bieten wir eh seit letztem Jahr auch legale Graffiti Flächen an.

Da der Skatepark natürlich Menschen braucht die sich um die Lines für BMX und Skateboard kümmern und die dabei helfen den Park aufzubauen freuen wir uns wenn interessierte Skateboarder_innen und BMXer_innen sich bei uns melden!

Wir wollen im Mai ein großes Treffen mit Menschen vom Rollbetrieb machen, die gerade intensiv in den Olympiavorbereitungen für die neue Olympische Disziplin Skateboard in Tokyo 2020 stecken 😉

Wer sich beteiligen möchte an dem Aufbau eines neuen geilen Skateparks an der Alten Spitzenfabrik in Grimma für Skate und BMX verliebte Menschen der kann sich gern bei uns unter info [ät] dorfderjugend.de oder über die Facebookseiten vom Teletubbyland, der Alten Spitzenfabrik oder der Seite vom Dorf der Jugend melden. Sobald ein Termin klar ist werden wir euch dazu einladen. Wer sich für den Pumptrack interessiert kann entweder die vorgenannten Kontaktadressen nutzen oder ihr schreibt die Freeride Crew Grimma an.


Zeit zum Zug / 28.01.2018

Am 08.02.2018 veranstalteten wir im Soziokulturellen Zentrum am Schwanenteichpark in Grimma unsere Zukunftswerkstatt mit dem Titel Zeit zum Zug! Trotz einer geringen Teilnehmer_innenzahl hatten wir einen sehr produktiven Nachmittag. Wir konnten heraus finden wo die Probleme der jungen Menschen in Grimma liegen, wie es ihnen im Kontext Schule ergeht und vor allem was ihre Wünsche sind.

Da ich als Sozialarbeiter des Projektes an den Grimmaer Schulen (OS am Wallgraben, Gymnasium St. Augustin und dem Evangelischen Schulzentrum Eva Schulze in Großbardau) die Zukunftswerkstatt und unsere Absicht vorstellen konnte kam es bereits vor der Veranstaltung und in den Ferien immer mal wieder zu Gesprächen mit Jugendlichen an der Busse, beim Bäcker, am Bahnhof oder im Teletubbyland.

Aus diesen ganzen Informationen haben sich dann drei Themenschwerpunkte ergeben an welchen wir gemeinsam als Projekt arbeiten wollen und bei denen sich auch schon die ersten konkreten Ideen ergeben haben, die wir versuchen im Rahmen des dopl’s auch immer wieder zu optimieren und zu reflektieren.

Hier mal ein Einblick was diese drei großen Projekte beinhalten (bitte nicht von den Arbeitstiteln verwirren lassen;-)):

CHILL&SHARE

Aufgrund von mangelnden unbesetzten Aufenthaltsflächen oder Freiräumen in der Innenstadt von Grimma für junge Menschen, in welchen sie sich in Freistunden oder beim warten auf den Bus aufhalten können. Planen wir gemeinsam mit einer Gruppe von ehrenamtlichen einen Ort in Grimma’s Innenstadt zu schaffen in welchem Ihr euch eure Zeit vertreiben könnt. Da ein Ort zum schlichten abhängen auch noch mehr Möglichkeiten bietet haben wir uns gedacht wir könnten dies mit einer aktuellen Anfrage für den Aufbau eines Tauschladens in Grimma kombinieren. Wir sind gespannt was hier die nächsten Schritte sein werden!

HATE against YOUTH
Ein schon länger unausgesprochen kursierendes Thema ist die sich immer weiter erhärtende Vermutung das Erwachsene und leider auch Lehrer_innen ein relativ schlechtes Bild von Jugendlichen und jungen Menschen haben. Was teilweise in Respektlosigkeit und Diskriminierung eben dieser mündet. Da dies nicht immer und überall zutreffend ist und wahrscheinlich auch mit den persönlichen Lebenssituationen der Erwachsenen zu tun hat ist uns vollkommen klar. Allerdings sehen wir als Projekt und ich als Sozialarbeiter hier dringenden Handlungsbedarf, denn dieser Umgang hat dann wiederum individuelle Folgen wie junge Menschen mit diesen Erfahrungen umgehen. Hier brodeln unsere Köpfe was wir wie tun können um uns diesem Thema zu stellen. Die ersten Ideen werden langsam konkret und ihr könnt gespannt sein und eure Vorstellungen mit einbringen!

Whats next with the TTL?
Ja Ja Ja, einige von euch können es vielleicht nicht mehr hören oder haben gar keinen Bezug zum Teletubbyland in Grimma. Wir haben diesen Bezug und in persönlichen Gesprächen wurde mir signalisiert das es auch weiterhin Jugendliche in Grimma gibt die das Teletubbyland als Freiraum in Anspruch nehmen. Wie es dort zukünftig weiter gehen wird und was wir alle gemeinsam tun können liegt an euch und euren Ideen! Wir sind als Projekt auf jeden Fall gewillt einiges an Kraft auf zu wenden damit es weiter geht, jedoch geht dies nur mit euch zusammen!

Um an diesen Fragen weiter zu arbeiten, treffen wir uns am:

Datum: 12.03.2018
Uhrzeit: 15:30 Uhr
Ort: Alte Spitzenfabrik, Grimma

Facebook Veranstaltungslink


Build a Gewächshaus finished / 25.02.2018

In der letzten Woche haben wir ordentlich geschraubt und gebohrt und verdammt viel gesägt. Die Köpfe rauchten bei der praktischen Umsetzung eines Daches für unser neues Hexagon Gewächshaus, aber alles hat funktioniert. Trotz kleiner Motivationstiefpunkte konnten wir am letzten Ferientag das Gewächshaus fertig stellen und wir freuen uns schon jetzt auf die erste Ernte.

Wir möchten uns bedanken bei Collin der uns den ein oder anderen praktischen Umsetzunghinweis gegeben hat, bei Pochi für die Hilfe mit der ersten Brandschutztür im entstehenden Veranstaltungsraum und natürlich bei allen die vorbei gekommen sind um zu helfen, ob nun bei der Konstruktion des Gewächshauses, bei der Sanierung unseres Naturzaunes, der durch den Sturm und Baumfällarbeiten ganz schön gelitten hatte, oder bei der Versorgung mit veganen Mittagsleckerein ist dabei völlig egal. DANKE das ihr vorbei geschaut habt.

In den kommenden Wochen werden wir uns weiter den Ausbauarbeiten für den Veranstaltungsraum widmen, welche wir in der 1. Ferienwoche weiter voran gebracht haben, und natürlich wollen wir das Außengelände weiter optimieren. Denn wir sind fest davon überzeugt das der Sommer nicht mehr lange auf sich warten lässt, die Sonne scheint schon;-)

So far, eure waterkant CRU

Falls ihr mal vorbei kommen wollt, hier die kommenden Termine:

01.03.2018 dopl65 – 18 Uhr – Alte Spitzenfabrik, Grimma
11.03.2018 CO#13 Plenum – 14:30 Uhr – Alte Spitzenfabrik, Grimma
15.04.2018 Konzert: Miles Oliver (Songwriter/Paris) – 16 Uhr – Containercafé, Grimma
25.04.2018 Vortrag: Tschernobyl Katastrophe
31.08./01.09.2018 CROSSOVER Festival #13 – Alte Spitzenfabrik, Grimma
13./14.09.2018 Sexismus im Deutschen HipHop Workshop – Alte Spitzenfabrik, Grimma


Crossover Festival #13 am 31.08. und 01.09.2018 / 22.01.2018

Das Crossover Festival geht in die nächste Runde!

Nach langem Überlegen hat sich die Crew darauf geeinigt das nächste Crossover dieses Jahr wieder auf dem Areal der alten Spitzenfabrik stattfinden zu lassen.

Die Crew, das sind viele Leute aus der Waterkant-Gruppe, einige von Schule ohne Rassismus und anderen einzelnen Leuten, die alle zusammen ein vielfältiges, diskriminierungsfreies Festival auf die Beine stellen wollen.

Ihr habt noch Bock mit zu organisieren, wollt eure Musik auf dem Festival spielen, habt Themen zu denen ihr gerne einen Workshop machen wollt oder habt eine Idee die ihr schon immer mal auf einem Festival realisieren wollt?
Dann schreibt uns an:

crossoverfestival[ät]fjz-grimma.org

Wir freuen uns auf euch!


Weitere Infos:
https://fjz-grimma.org/fjzgrimma/crossover/
https://www.facebook.com/crossovergrimma/